Die bekannte Moderatorin, Kabarettistin und Schauspielerin Chris Lohner erhebt in einem Interview schwere Vorwürfe gegen den ORF. In den 80er-Jahren sei sie Opfer sexueller Übergriffe und auch rassistisch beschimpft worden. Gegenüber krone.at zeigte sich der ORF betroffen - man bedauere die geschilderten Vorkommnisse zutiefst.
Ein ORF-Intendant, dessen Namen sie nicht nennt, habe ihr bei einem Termin die Zunge in den Mund geschoben, enthüllte Lohner in einem Interview mit dem „OOOM“-Magazin. „Ich wurde als Repräsentantin für den ORF zu einem internationalen Meeting mit der italienischen RAI geschickt. Ich saß mit dem Rücken zu X (Anm.: der angesprochene Intendant des ORF) auf einer Bank beim Heurigen, mir gegenüber die Direktoren der RAI, und er kommt von hinten, packt mich und steckt mir seine Zunge in den Mund.“
Sie sei daraufhin aufgesprungen und ins Auto geflüchtet. Weinend habe sie Wolfgang Lorenz angerufen, der sie zu dem Treffen geschickt hatte. „Ich bin nicht mehr zurückgegangen. Ich habe es mir nicht gefallen lassen, aber du bist ja auf so was auch nicht gefasst. Ich habe vor den Italienern gezeigt, dass dieser Körper mir gehört.“
Ihr damaliger Freund Lance Lumsden sei zu dem Intendanten hingegangen und habe diesem erklärt: „Wenn Sie noch einmal meine Frau belästigen, dann schlage ich Sie zusammen, dass Sie nie wieder aufstehen können!“ Damit sei Ruhe gewesen.
An Busen gegriffen
Es war aber nicht der einzige Zwischenfall. „Einer hat mir beim Vorbeigehen am Gang auf den Busen gegriffen. Und ich habe ihm dann in den Schritt gegriffen, sodass er wirklich geschrien hat.“ Über sie sei danach herumerzählt worden, sie sei lesbisch.
Rassismus wegen Beziehung
Auch Rassismus habe sie beim ORF erfahren. Lohner war 15 Jahre mit dem dunkelhäutigen Jamaikaner Lumsden zusammen. „Wie meine Beziehung mit Lance ruchbar wurde, haben sie am Regieplatz vor mir gesagt: ,Die N***r stinken ja eigentlich.‘“
ORF: „Entscheidungsträger längst nicht mehr Teil des Unternehmens“
In einer Mitteilung gegenüber krone.at hieß es am Freitagnachmittag seitens des ORF: „Der ORF bedauert und verurteilt zutiefst die geschilderten sexistischen und rassistischen Vorkommnisse. Einschlägiges, diskriminierendes Verhalten ist gesetzeswidrig, im Unternehmen unerwünscht und zieht dienstrechtliche Konsequenzen nach sich. Wie Frau Lohner im Interview richtig sagt, sind die Entscheidungsträger von vor 40 Jahren aber längst nicht mehr Teil des Unternehmens.“
Der ORF trage seit Jahren Sorge, Maßnahmen zu treffen, um Belästigungen zu vermeiden, wird beim Sender unter anderem betont: „Mitarbeiter/innen werden umfassend geschult und sensibilisiert. Führungskräfte sind zum umfangreichen Seminarangebot verpflichtet.“
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