Schon seit Wochen schwelt hinter den Kulissen, um nicht zu sagen aufgrund der ärztlichen Schweigepflicht nicht öffentlich, ein „Kampf“ zwischen einigen Amtsärzten in den Tiroler Bezirken und der Landessanitätsdirektion, die unmittelbarer Vorgesetzter ist. Der „Krone“ wurden anonym geschwärzte Unterlagen von Mailverkehren zugespielt, an deren Echtheit kein Zweifel besteht und aus denen teilweise dramatisch die berufliche Verzweiflung so mancher Amtsärzte hervorgeht. Diese münden sogar in Aussagen, „alles hinwerfen“ zu wollen.
Angeblich auch Verstöße gegen Arbeitszeitgesetz
Die Hauptvorwürfe: Die Amtsärzte würden mit unglaublichen Dienstanweisungen und daraus resultierend mit Mehrarbeit förmlich zugeschüttet. Dabei komme es schon auch vor, dass Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz seitens des Landes in Kauf genommen würden. Etwa bei Wochenenddiensten. Die Rede ist von „unzumutbaren Arbeitsbedingungen mit ständig drohender Gefährdung durch mögliche Fehler und Anklage vom Staatsanwalt“.
Vermehrt taucht die Frage auf, wie man sich dagegen wehren kann, dass die Landessanitätsdirektion (konkret genannt wird Landessanitätsdirektor Franz Katzgraber) den Amtsärzten nicht mehr den Rücken stärkt. Letztgenannter stand in den vergangenen Monaten bereits mehrfach in der öffentlichen Kritik, etwa seitens der Oppositionsparteien in Tirol. Nicht zuletzt im Zusammenhang mit den Testungen in Ischgl werden der Landessanitätsdirektion Fehler vorgeworfen.
Verzweiflungsmail auch an Landesamtsdirektor
Auch an den Landesamtsdirektor Herbert Forster haben sich die Amtsärzte bereits gewandt und darauf hingewiesen, dass sie teils aufgrund der Mehrarbeit durch Corona ihren gesetzlichen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen können. Mit ein Auslöser seien aber auch immer noch kompliziertere und aufwendigere Erlässe sowie Verordnungen des Bundes, die die „Arbeitsbelastung schon seit Monaten weit über jede zumutbare Belastungsgrenze“ ausreizen würden.
Fixe Impftermine bleiben auf der Strecke
Das habe zur Folge, dass „reine Verwaltungstätigkeiten zugunsten von Aufgaben im aktuellen vitalen Interesse der Menschen zurückgestellt“ würden. Konkrete Folge daraus ist, dass der Parteienverkehr nur mehr eingeschränkt stattfinden kann bzw. verwaltungsrechtliche Agenden hintangestellt werden. Hier geht es etwa um Kontrollfunktionen, insbesondere im Bereich sanitäre Aufsicht wie in Krankenanstalten, Wohn- und Pflegeheimen, Apotheken, Bäderhygiene etc. Aber auch fixe Impftermine oder etwa amtsärztliche Untersuchungen für Führerscheine etc. bleiben auf der Strecke. „Zum Handkuss kommt die Tiroler Bevölkerung, deren Sicherheit auf dem Spiel steht“, heißt es etwa.
Wer nicht spurt, soll sich anderen Job suchen
Doch anstatt den Hilferuf zu hören, die Situation zu analysieren und mit noch mehr Personal die letztlich nachteilige Situation für die Tiroler Bevölkerung zu bereinigen, verhärten sich die Fronten zusehends. Seitens der Landessanitätsdirektion wurde sogar die Idee in den Raum gestellt, dass ein einziger Amtsarzt am Wochenende ganz Tirol betreuen solle, was aber abgewendet werden konnte. Wie dann das Contact Tracing (Ausforschung von Kontaktpersonen) bei gleichzeitigen Fällen in mehreren Bezirken – wie vor wenigen Tagen passiert – schnell gehen soll, steht in den Sternen. Auch soll jenen, die sich über zu viel Arbeit beschweren, angeblich nahegelegt worden sein, sich einen anderen Job zu suchen...
Niemand soll an den Pranger gestellt werden
Mit dem Gang an die Öffentlichkeit (möglicherweise haben mehrere Medien die gleichen Unterlagen erhalten) wolle man niemanden an den Pranger stellen, sondern aufzeigen, dass die derzeitige Situation alles andere als passt. Und damit bewirken, dass man für die möglicherweise im Herbst kommenden Herausforderungen in Tirol gerüstet ist.
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