Umsichtig herrscht Zeus im Olymp. Geduldig wartet er auf die Rückkehr der Freunde Griechenlands. Abseits mythischer Kultstätten aus längst vergangenen Zeiten lässt der Göttervater die willkommenen Sommergäste die Lebensfreude neu entdecken.
Besonderen Reiz strahlen die griechischen Inseln aus. Jede hat ihr eigenes Charisma. Auf schwarz-roten Kraterwänden steigt Santorin mehr als 200 Meter aus dem Meer auf, gekrönt von architektonischer Poesie in Blau-Weiß. An ihre Kanten klammern sich Häuser und Kirchen. Magische Naturgewalt trifft auf romantische Gelassenheit. „Diese anmutige Vulkaninsel schufen die Götter, als sie verliebt waren“, wissen geschichtsbewusste Bewohner zu erzählen.
In der Epoche der Phönizier wurde die Insel treffend Kalliste, die Schönste, genannt. Vergangenes wirkt heute zeitgenössisch. Mit geschmackvollem Lebensstil, atemberaubenden Ausblicken und einer bunten Lokalszene lockt der malerische Hauptort Fira. Eine Seilbahn führt vom alten Hafen ins Zentrum hoch oben. Wer Ruhe sucht, gönnt sich die Auszeit an idyllischen Plätzen wie dem Grand View Hotel von Alexis Yannoulatos in Megalochori. In eine Ära lange vor der klassischen Antike tauchen die Besucher von Akrotiri ein. Das „Pompeji der Ägäis“ hatte in seiner Blüte vor mehr als 3500 Jahren ein Vulkanausbruch verschüttet und konserviert.
Von einer Insel zur nächsten hüpfen Urlauber mit Entdeckerdrang. Paros, auf halbem Weg zwischen Santorin und Athen, ist ein Dorado für Griechen. Für Gäste anderer Nationalitäten ist diese Oase im Zentrum der Kykladen fast noch ein Geheimtipp. Zu Füßen liegen den Touristen Sandstrände aller Art wie Santa Maria zum Relaxen. Der Golden Beach ist bei Surfern mit Sportsgeist beliebt, der Pounda Beach bei Partytigern mit Durchhaltevermögen.
Ursprünglichen Charme versprüht der Ort Naoussa mit beschaulichem Fischerhafen. Gaumenfreuden serviert Giorgos Parousis im Restaurant Mediterraneo. Dank kreativer Raffinesse verfeinert der Spitzenkoch traditionelle Speisen, gespickt mit köstlichen Meeresfrüchten - Poseidons Reich als Kulisse inbegriffen. Der Spitzname „Pasterix“ kommt nicht von ungefähr. Der Hausherr sieht dem Comic-Helden an der Seite von Obelix zum Verwechseln ähnlich, und seine Pasta mit Venusmuscheln ist ein Gedicht. Im Vergleich zu den Galliern ist Giorgos’ Zaubertrank ein hochprozentiger Souma. Der hauseigene Traubentrester verleiht Kräfte anderer Natur. Unweit von Paros lädt die Insel Naxos zu einem Abstecher ein. In greifbarer Nähe ist ebenso Mykonos, Griechenlands Ibiza.
In der Höhle, wo Zeus das Licht der Welt erblickte
Agrundtief schön zeigt sich Kreta, die größte der mehr als 3000 griechischen Inseln. Als gewaltiger Erdriss schlängelt sich die Samaria-Schlucht durch die schroffe Landschaft, die Wanderer anlockt. Höchste Erhebung ist das Ida-Gebirge. „Auf 1538 Metern versteckt sich der Eingang zur Höhle des Schäfermädchens. Der Mythologie nach gilt die Grotte als Zeus’ Geburtsort“, erklärt Dimitris, Chef vom Hotel Georgia.
Hoch hinaus müssen Touristen, die in den Süden Kretas wollen. Von der Hauptstadt Heraklion geht es über steile Bergstraßen nach Lentas. Unvergesslich ist ein Einkehrschwung im Ort Miamou. Vor einem Haus sitzt eine Bäuerin in der Sonne und schält beharrlich Mandeln. Im Schatten unter Bäumen auf dem beschaulichen Dorfplatz unterhalten sich ein paar ältere Männer. Allem Anschein nach geht es um die Polit-Aufreger der Woche. Legendär ist die Snapsbar Lambrakis nebenan. Ein winziger Teller mit Oliven und Käse, dazu ein Fläschchen Raki – viel mehr hat die Speisekarte nicht zu bieten. Genuss pur ist die urige Stimmung. „Im Winter schauen die Gäste aus höher gelegenen Orten auf Skiern vorbei“, erzählt der Wirt. Wir steigen ins Auto ein, fahren der Sommersonne entgegen. Die Gastlichkeit familiärer Tavernen begeistert im 80-Einwohner-Dorf Lentas.
Ruhig geht es in der sonst so belebten Hafenmetropole Thessaloniki und in Athens altem Stadtteil Plaka zu. Auf die Rückkehr der Touristen wird gehofft. Abwarten und – Ouzo trinken, lautet die Devise. Am besten an der Bar auf dem Dach des Herodion Hotels mit Blick auf die Akropolis.
Karl Grammer, Kronen Zeitung
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