Korruptionsverdacht

Spaniens Ex-König Juan Carlos geht ins Exil

Adabei
03.08.2020 19:43

Der unter Korruptionsverdacht stehende spanische Ex-König Juan Carlos will das Land verlassen und ins Ausland gehen. Wie das spanische Königshaus am Montag mitteilte, informierte der wegen zahlreicher Affären ins Zwielicht geratene 82-Jährige seinen Sohn König Felipe VI. in einem Brief über seinen Entschluss. Der Thronfolger hatte erst im März mit seinem Vater gebrochen. Aufgrund der Schmiergeldvorwürfe rund um ein Eisenbahnprojekt in Saudi-Arabien und anderer zwielichtiger Finanztransaktionen gab Felip VI. bekannt, dass er auf sein Erbe verzichte.

„Aus der Überzeugung heraus, dem spanischen Volk, seinen Institutionen und Dir als König am besten zu dienen, informiere ich Dich über meine Entscheidung, in dieser Zeit ins Exil außerhalb Spaniens zu gehen“, zitierte der Königspalast in Madrid am Montag aus dem Schreiben von Juan Carlos. Felipe VI. habe die Entscheidung seines Vaters akzeptiert und sich bei ihm bedankt.

Der 82-jährige Altkönig Juan Carlos war lange Zeit wegen seiner Rolle beim Übergang Spaniens von der Diktatur zur Demokratie im Volk sehr beliebt. Doch eine Reihe von Skandalen, darunter eine Luxusreise des Monarchen inmitten einer schweren Wirtschaftskrise des Landes, hatten seine letzten Jahre auf dem Thron überschattet. (Bild: APA/AFP/JAIME REINA)
Der 82-jährige Altkönig Juan Carlos war lange Zeit wegen seiner Rolle beim Übergang Spaniens von der Diktatur zur Demokratie im Volk sehr beliebt. Doch eine Reihe von Skandalen, darunter eine Luxusreise des Monarchen inmitten einer schweren Wirtschaftskrise des Landes, hatten seine letzten Jahre auf dem Thron überschattet.
König Felipe VI. (Bild: AFP)
König Felipe VI.

„Affäre um den Wüsten-Zug“
Der Oberste Gerichtshof Spaniens hatte im Juni ein Ermittlungsverfahren zur Verwicklung des ehemaligen Monarchen in eine mutmaßliche Korruptionsaffäre eingeleitet. Dabei geht es um mögliche Schmiergeldzahlungen bei der Auftragsvergabe für den Bau einer Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke zwischen Mekka und Medina in Saudi-Arabien an ein spanisches Konsortium. In der sogenannten „Affäre um den Wüsten-Zug“ ermittelt die spanische Justiz bereits seit 2018, aber wegen der Immunitätsrechte von Juan Carlos kann nur der Oberste Gerichtshof Ermittlungen gegen den 82-Jährigen führen.

Archivaufnahme aus dem Jahr 2008: Juan Carlos I. als Gastgeber bei der Welt-Dialog-Konferenz mit dem damaligen saudischen König Abdullah (Bild: APA/AFP/Pierre-Philippe MARCOU)
Archivaufnahme aus dem Jahr 2008: Juan Carlos I. als Gastgeber bei der Welt-Dialog-Konferenz mit dem damaligen saudischen König Abdullah

Berichten zufolge soll Juan Carlos vom saudi-arabischen Königshaus über ein Schweizer Konto bis zu hundert Millionen Dollar (rund 88 Millionen Euro) erhalten haben - allerdings offenbar bereits 2008. Zudem hatte seine ehemalige Geliebte Corinna zu Sayn-Wittgenstein angegeben, der König habe im Zusammenhang mit dem 6,7 Milliarden Euro schweren Schnellbahn-Projekt eine Kommission bekommen. Diese Angaben hatten 2018 die spanische Justiz auf den Plan gerufen.

Zuletzt vollständig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen
Juan Carlos hatte 2014 nach 39 Jahren auf dem Thron zugunsten seines Sohnes Felipe abgedankt. Seit dem vergangenen Jahr hat er sich vollständig aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen.

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(Bild: kmm)



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