Die Corona-App erleichtert das sogenannte Contact Tracing und könnte im Kampf gegen eine zweite Welle ein wirksames Mittel sein. In Österreich haben dennoch nur knapp 900.000 Menschen „Stopp Corona“ runtergeladen. Warum ist die heimische App so unbeliebt?
Es war ein holpriger Start der „Stopp Corona“- App. Als erstes Land in Europa brachte Österreich Ende März hervor, wofür viele andere noch Monate brauchten - und das scheint ein Nachteil zu sein.
Denn in Deutschland gibt es bei rund 83 Millionen Einwohnern 16,4 Mio. Downloads - obwohl das deutsche Pendant erst Mitte Juni verfügbar war. In Österreich wurden bisher 877.000 Nutzer gezählt. Bei unseren Nachbarn wird die App also fast doppelt so stark genutzt.
Die Pionierrolle scheint ihren Preis zu haben
„Das ist der Preis, den man zahlt, wenn man der Erste ist“, sagt Gerry Foitik, Bundesrettungskommandant und Mitglied der Geschäftsleitung des Österreichischen Roten Kreuzes. Die Datenschutz-Diskussionen, die nach der Veröffentlichung der App geführt wurden, könnten die Bevölkerung verunsichert haben. „In Deutschland wurde vorher diskutiert - die App erst danach mit einem gemeinsamen Kraftakt auf den Markt gebracht“, erklärt Foitik.
In Österreich führten Aussagen von ÖVP-Politikern, die App verpflichtend machen zu wollen, wohl zu einer Abwehrhaltung. Längst wurde geklärt, dass das nicht passieren wird. Empfehlungen von Datenschutz-NGOs wurden umgesetzt. Tatsächlich gilt „Stopp Corona“ inzwischen als Vorzeigelösung von „Privacy by design“.
„App funktioniert zuverlässig“
Trotzdem gibt es kaum Nutzer - obwohl die App „zuverlässig funktioniert“, wie Foitik betont. Ganz im Gegensatz zu Deutschland. Dort wurde bekannt, dass die App ihre Nutzer nur lückenhaft darüber informiert, ob es Kontakte zu Infizierten gab. Betroffen von dem Programmfehler waren vor allem ältere iPhones. Dass Vorfälle wie diese das scheinbar ohnehin geringe Vertrauen in die Apps schädigen könnten, glaubt Foitik nicht: „Das ist ein evolutionärer Prozess. Das Vertrauen in Autos geht auch nicht verloren, obwohl es ständig neue Entwicklungen gibt.“
Und die nächste steht schon an: Aktuell wird mit der EU-Kommission an einer gesamteuropäischen Lösung gearbeitet. Die verschiedenen Apps sollen künftig miteinander kommunizieren können. Fakt ist, dass Corona-Apps - sofern sie funktionieren - das Contact Tracing erleichtern. Mit Stand Montag (27. Juli) wurden 27 bestätigte Krankmeldungen und 45 Verdachtsfälle über die heimische App kommuniziert, das entspreche der epidemiologischen Entwicklung. Doch der Herbst werde Herausforderungen bringen - „da werden wir die App noch brauchen“.
Anna Haselwanter, Kronen Zeitung
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