Der Rundumschlag von Hans-Peter Doskozil an diesem Montag ließ die interessierten Beobachter fragend zurück. Anstatt Antworten in der Commerzialbank-Causa zu liefern, schwurbelte der burgenländische Landeshauptmann über blaue Gartenmauern, schwarze Geldspenden und die bösen, bösen Medien. Der sonst so eloquente und beliebte Sonnenkönig schwamm plötzlich gewaltig - was war das, Herr Doskozil?
Nicht immer ist Angriff die beste Verteidigung: Gerade im Fall rund um die Commerzialbank-Pleite wäre eigentlich mehr Feingefühl angebracht, immerhin geht es auch um Tausende Geschädigte. Was ihn zu dieser Pressekonferenz geritten hat? Sei es die persönliche Emotionalität, der Versuch einer Ablenkung oder dass er es nicht besser gewusst hat - das trotzige Sandwerfen à la „Aber die anderen!“ hätte sich Hans-Peter Doskozil besser gespart. Es hat nichts besser gemacht.
Die Wähler sind nicht dumm und erkennen Geschwurbel
Ganz im Gegenteil: im Fall rund um den Crash der Commerzialbank geht es nämlich um viel Geld, das versenkt wurde. Längst sind nicht alle Fragen geklärt, auch eine politische Mitverantwortlichkeit steht im Raum. Zu durchleuchten, wie es überhaupt so weit kommen konnte, wird womöglich noch Jahre dauern. Hier mit Verschwörungen vom „politischen Geldadel“ vorzupreschen und reflexartig auf die Verfehlungen des politischen Gegners zu zeigen, ist in jedem Fall keine gute Idee. Die Wähler sind nicht dumm und erkennen das billige Ablenkungsmanöver.
Doskozils Pressekonferenz im Video
Auch Politiker dürfen Fehler eingestehen
Besonders unangenehm war die Verunglimpflichung von Journalisten, die von nächtlichen Transaktionen berichtet haben. Das sei „eine Lüge“, wütete Doskozil, um nur wenige Stunden später dann doch zurück zu rudern. Es habe zwar keine erfolgreiche Transaktion gegeben - geschenkt - aber sehr wohl einen Überweisungsversuch, der später von der FMA storniert wurde. Eine Entschuldigung für den Lügen-Vorwurf an Journalisten? Fehlanzeige. Wer zuvor so lautstark vorprescht, sollte auch die Größe haben, einen Fehler einzugestehen. Es fällt auch keinem Politiker dabei ein Zacken aus der Krone.
Wer sich jetzt in die Hände reiben darf
Die zuletzt (mal wieder) aus dem Burgenland mit Seitenhieben bedachte SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner wird sich an ihrem Schreibtisch in der Löwelstraße in die Hände reiben. Der Doskozil’sche Lack hat Kratzer bekommen. Ein Landeshauptmann sollte angesichts einer solchen Situation mit bestimmter Ruhe für Aufklärung sorgen können. Politisches Hickhack braucht jetzt keiner.
Gerade noch letzte Woche hat Hans-Peter Doskozil dafür plädiert, dass „die besten Köpfe“ den Ton in der SPÖ angeben sollen. Dass er dazu gehört, muss er jetzt selbst erst Mal unter Beweis stellen.
Katia Wagner, krone.at
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