Spätestens wenn Jugendliche beginnen, ihre Sexualität auszuleben, sollten sie über Verhütung Bescheid wissen. Folgende Experten-Tipps können beim Gespräch helfen.
Jugendliche verhalten sich häufig so, als wüssten sie bereits alles über Sex. In Wirklichkeit ist die Unsicherheit oft groß. Aber mit den Eltern darüber reden ist ihnen peinlich. „Teenager haben oft ein großes Schamgefühl und streben in der Pubertät nach Autonomie. Darum empfinden viele die eigenen Eltern als denkbar ungeeignet um über intime Gedanken, Unsicherheiten und Fragen zu sprechen“, so Marianne Römer, pädagogische Leiterin bei SOS-Kinderdorf in Wien. Mütter und Väter sollten dies aber nicht als Abwertung oder mangelndes Vertrauen deuten, sondern den ersten Schritt machen und als einfühlsame Gesprächspartner zur Seite stehen. Die Expertin hat hilfreiche Ratschläge parat, wie dies am besten gelingt.
Keine falsche Scheu
Mit dem Nachwuchs über Sexualität sowie Verhütung zu sprechen, kann sich unbehaglich anfühlen und Eltern an ihre eigenen Schamgrenzen bringen. Dennoch ist es wichtig, das Thema nicht zu ignorieren. Finden Sie einen vertrauensvollen Rahmen, um mit Ihrem Kind über lustvolle und sichere Sexualität und Verhütung zu sprechen. Drängen oder löchern Sie den Nachwuchs nicht, aber vermitteln Sie, dass Sie jederzeit da sind.
Es ist nie zu früh
Die sexuelle Entwicklung beginnt bereits mit der Geburt. Fängt ein Kind an, Fragen zu stellen, ist es auch alt genug für Antworten. Sexualerziehung ist darum nicht mit einem einmaligen Aufklärungsgespräch erledigt, sondern sollte Teil der Erziehung sein. Bereits für jüngere Kinder gibt es altersgerechte Bücher und andere Medien, die dabei hilfreich sein können. Je offener Sie mit dem Thema umgehen, desto leichter fallen auch Gespräche in der Pubertät.
Die richtigen Worte finden
Besonders wenn es Ihnen schwer fällt, über intime Themen zu sprechen, sollten Sie sich gut darauf vorbereiten. Welche Begriffe sind geeignet? Welche Aspekte möchten Sie besprechen? Verwenden Sie Ausdrücke, die Ihrem Kind geläufig sind, und vermeiden Sie abstrahierende Begriffe wie „Geschlecht“. Ihr Nachwuchs braucht keinen wissenschaftlichen Vortrag sondern Erklärungen auf Augenhöhe.
Sexualität ist Vielfalt
Damit Ihr Kind über alles mit Ihnen reden kann, braucht es die Gewissheit, dass Sie offen dafür sind. Dazu ist es wichtig, dass Sie verschiedenen sexuellen Orientierungen und Präferenzen unvoreingenommen gegenüberstehen. Bestärken Sie Ihren Sohn oder Ihre Tochter, herauszufinden, was für ihn oder sie schön ist und Lust bringt. Das gibt Ihrem Kind Sicherheit sowie Stärke im Umgang mit den eigenen Grenzen und No Gos.
Fiktion vs. Realität
Besprechen Sie mit Ihrem Kind, dass die Darstellung von Sex in Filmen oft ziemlich weit von der Realität abweicht. Stellen Sie klar, dass Sex immer mit Vertrauen, Wohlfühlen und Verantwortung zu tun hat. Jugendliche tauschen sich oft über das Thema aus, auch in sozialen Medien. Bestärken Sie Ihr Kind, dass es keinen Grund zur Verunsicherung gibt, wenn andere mit sexuellen Erfahrungen prahlen. Hier wird häufig gemogelt. Gut ausgewählt, können Medien jedoch die Aufklärung ergänzen.
Verhütung geht alle etwas an
Die Möglichkeiten der Verhütung sind in den vergangenen Jahren immer umfangreicher geworden. Fast alle richten sich aber an Frauen. Dabei ist Verhütung auch Männersache! Für Eltern von Söhnen ist es daher wichtig, diesen klarzumachen, dass auch sie Verantwortung für sowohl die Krankheits- als auch Schwangerschaftsverhütung tragen. Besprechen Sie mit Ihrem Nachwuchs die gängigen Verhütungsmittel mit ihren Vor- und Nachteilen.
Vertrauen Sie Ihrem Kind
In den Augen der Eltern sind Jugendliche oft lange noch zu jung für Sex und alles was damit zusammenhängt. Ihr Kind schnappt Inputs zum Thema Sexualität nicht nur in der Familie, sondern auch in der Schule, im Freundeskreis oder beim Sport auf. Dabei sollten Sicherheit sowie Gesundheit einen großen Stellenwert haben, der eigene Körper und Sexualität für Jugendliche als etwas Schönes und Positives erlebt werden. Stärken Sie den Selbstwert Ihres Kindes und trauen Sie ihm zu, dass es mit sich selbst und anderen Menschen wertschätzend umgehen kann.
Profis fragen
Sollten Ihnen die Fragen Ihres Kinders über den Kopf wachsen oder Sie das Gefühl haben, Ihr Kind kann sich mit diesem intimen Thema Ihnen gegenüber nicht öffnen, dann scheuen sie sich nicht davor, professionelle Hilfe anzunehmen.
Regina Modl, Kronen Zeitung
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