Zehntausende obdachlos

Halb Beirut nach Explosion von Schäden betroffen

Ausland
05.08.2020 14:15

Langsam wird das tatsächliche Ausmaß der massiven Explosion im Hafen von Beiruts ersichtlich. Wie der Gouverneur Marwan Abbud am Mittwoch bekannt gab, sind durch die drastische Verwüstung (siehe Video oben) nun Zehntausende Menschen obdachlos. Der finanzielle Schaden wird auf drei bis fünf Milliarden US-Dollar (rund 2,5 bis 4,2 Mrd. Euro) geschätzt, die Zahl der Toten stieg auf mindestens 100, etwa 4000 Menschen wurden verletzt. Inzwischen schicken bereits mehrere Länder Hilfe in den Libanon.

Die verheerende Explosion im Hafen der libanesischen Hauptstadt hat die Wohnungen von Zehntausenden Menschen zerstört. Gouverneur Abbud sagte am Mittwoch dem libanesischen Sender MTV, zwischen 250.000 und 300.000 Einwohner hätten ihre Unterkünfte verloren. Während die Zahl der Todesopfer nun auf mindestens 100 stieg, gelten zumindest weitere 100 Personen noch als vermisst, erklärte das libanesische Rote Kreuz am Mittwoch. 

Ein Hubschrauber beim Versuch mehrere Brände nach der Explosion zu löschen. (Bild: AFP/Hasan Mroue)
Ein Hubschrauber beim Versuch mehrere Brände nach der Explosion zu löschen.
Durch die enorme Druckwelle zieht sich eine Spur der Verwüstung durch die Stadt. Bis zu 250.000 Menschen sollen ihre Unterkunft dabei verloren haben. (Bild: AFP/Patrick Baz)
Durch die enorme Druckwelle zieht sich eine Spur der Verwüstung durch die Stadt. Bis zu 250.000 Menschen sollen ihre Unterkunft dabei verloren haben.

Enorme Schäden
Die Explosion hatte am Dienstag Beirut und das Umland erschüttert und dabei laut Behörden fast die Hälfte der Stadt beschädigt. Große Teile des Hafens wurden vollständig zerstört. Aufnahmen zeigten ein Bild der Verwüstung. Auch angrenzende Wohngebiete wurden stark beschädigt. Die genaue Ursache der Detonation, bei der auch die österreichische Botschaft beschädigt wurde, war zunächst unklar. Das libanesische Kabinett traf sich am Mittwoch zu einer Dringlichkeitssitzung.

Lebensader des Landes getroffen
Experten warnten vor den Auswirkungen auf die Wirtschaft des Landes, die seit Monaten ohnehin unter einer der schwersten Krisen in der Geschichte des Libanons leidet. „Diese Explosion ist der Sargnagel für die Wirtschaft des Libanons und für das Land im Allgemeinen“, sagte ein libanesischer Analyst.

Die Menschen könnten ihre Häuser nicht wieder aufbauen, weil ihnen das Geld fehle. Der Hafen in Beirut sei zudem die Lebensader des Landes. Da dort unter anderem Getreidesilos zerstört worden sei, müsste das Land jetzt mit Hunger und Engpässen bei Brot rechnen.

Suche nach Ursache läuft
Indessen suchen Ermittler noch nach der Ursache der gewaltigen Detonation am Mittelmeer. Derzeit gehe man davon aus, dass sie durch große Mengen Ammoniumnitrat ausgelöst wurde, die im Hafen gelagert worden waren. Laut Regierungschef Hassan Diab dürften dort 2750 Tonnen der Substanz über Jahre ohne Sicherheitsvorkehrungen gelagert worden sein.

Viele internationale Hilfslieferungen, wie hier jene aus Katar, befinden sich bereits auf dem Weg nach Beirut. (Bild: KARIM JAAFAR / AF)
Viele internationale Hilfslieferungen, wie hier jene aus Katar, befinden sich bereits auf dem Weg nach Beirut.

Internationale Hilfe unterwegs
Vom Zentrum für die Koordination von Notfallmaßnahmen der EU werden nun mehr als 100 Katastrophenhelfer nach Beirut geschickt. Die Niederlande schicken 70 Helfern, darunter Feuerwehrleute, Ärzte und Polizisten. Frankreich beteiligt sich mit zwei Militärflugzeugen, 55 Angehörigen des Zivilschutzes und tonnenweise Material zur Behandlung von Verletzten. Aus Tschechien machten sich bereits ein Team auf den Weg, das auf die Bergung von Verschütteten spezialisiert ist - und auch Russland schickte fünf Flugzeuge mit Ärzten und einem mobilen Krankenhaus. 

Auch österreichische Bundesheer-Soldaten befinden sich derzeit im Rahmen einer UNO-Mission im Libanon - in Naqoura südwestlich von Beirut. (Bild: Bundesheer)
Auch österreichische Bundesheer-Soldaten befinden sich derzeit im Rahmen einer UNO-Mission im Libanon - in Naqoura südwestlich von Beirut.

Bundesheer darf ohne UNO-Mandat nicht helfen
Während der Libanon die Hilfe eines benachbarten israelischen Krankenhauses ablehnte, befinden sich derzeit rund 180 österreichische Soldaten etwa zwei Autostunden von Beirut entfernt. Diese dürfen jedoch keine Hilfsleistungen anbieten, da sie sich derzeit auf einer UNO-Mission befinden und daher diese ein entsprechendes Angebot machen müsste. 

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