„Ich war ja die FPÖ“

Strache rechnet erneut mit Hofer, Kickl & Co. ab

Wien
06.08.2020 06:56

„Ich war ja die FPÖ“: Der ehemalige FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache sieht sich weiter als einziger Vertreter blauer Politik (siehe Video oben). An seinen einstigen Weggefährten lässt er in einem aktuellen Interview kein gutes Haar: FPÖ-Chef Norbert Hofer wirft er Anbiederung an die ÖVP vor, Herbert Kickl sei empathielos. Und Johann Gudenus traue er weiterhin nicht über den Weg, schließe aber ein Treffen nicht aus.

Um bei der Wien-Wahl am 11. Oktober erstmals und flächendeckend antreten zu können, muss das Team HC Strache noch die nötigen Unterstützungserklärungen in allen Wahlkreisen und Bezirken sammeln. Laut eigenem Bekunden ist man damit allerdings bereits so gut wie fertig.

Strache selbst hatte Anfang Juli ein zweistelliges Ergebnis als Wahlziel ausgegeben. Umfragen weisen seiner Partei indes seit Längerem eine Größenordnung von etwa fünf Prozent aus.

Wirbel um Straches Wohnsitz
Ob Spitzenkandidat Strache selbst überhaupt kandidieren darf, muss noch die Wahlbehörde entscheiden. Schließlich wird derzeit nach entsprechenden Anzeigen geprüft, ob Straches Wohnsitz überhaupt in Wien ist oder doch in Niederösterreich. Letzteres würde eine Kandidatur vereiteln.

Strache: „Da sagen viele, da gehen sie lieber zum Original“
„Die Bürger wissen, auf den HC Strache ist Verlass. Und genau das ist heute bei meiner ehemaligen Partei, ehemaligen Wegbegleitern ja nicht der Fall“, befand Strache im Interview mit der APA, denn: „Man sieht ja, wie da ein Schlingerkurs eingezogen ist, wie man da eine Anbiederung gegenüber der ÖVP auch gelebt hat. Und da sagen viele, da gehen sie lieber zum Original.“ Den FPÖ-Spitzenkandidaten in Wien, Dominik Nepp, „kennt man nicht einmal und so gesehen ist es eine verlorene Stimme“.

Parteichef Heinz-Christian Strache (Team HC Strache) (Bild: APA/Harald Schneider)
Parteichef Heinz-Christian Strache (Team HC Strache)

„Sehe die freiheitlichen Werte von jetziger Parteispitze nicht vertreten“
Die freiheitlichen Werte sieht Strache von der jetzigen Parteispitze nicht vertreten. „Ich habe mich ja für den Wiedereinstieg in die Politik entschieden, weil ich gesehen habe, wie meine Nachfolger das alles über Bord geworfen haben.“ Hofers Anbiederung an die ÖVP erinnere an die einstige Fernsehshow „Wer will mich?“, wo dieser „Hund und Katzerl“ spiele. Kickl wiederum habe zwar viele Themen kopiert, stoße jedoch in seiner „übersteigerten, fast schon empathielosen Art und Weise“ Menschen ab.

„Wem kann man überhaupt noch trauen?“
Nachdem ehemalige Leibwächter Straches diesen in der Spesen-Affäre belastet haben, frage sich Strache nun: „Wem kann man überhaupt trauen?“ „Das ist eine organisierte Bandenstruktur gewesen“, glaubt er auch in Bezug auf das Ibiza-Video. „Und die Frage stellt sich, wer sind da noch aller Mittäter, die da mitgewirkt haben? Die da vielleicht in Abhängigkeiten gebracht worden sind“, deutet er abermals an, dass Drogendealer ehemalige Weggefährten unter Druck gebracht haben könnten.

Heinz-Christian Strache und sein ehemaliger Sicherheitsmann (links) sowie Johann Gudenus im Rahmen einer Wahlkampfveranstaltung in Wien am 22. Mai 2014 (Bild: APA/Herbert Pfarrhofer)
Heinz-Christian Strache und sein ehemaliger Sicherheitsmann (links) sowie Johann Gudenus im Rahmen einer Wahlkampfveranstaltung in Wien am 22. Mai 2014

Von Gudenus zeige sich Strache weiterhin „zutiefst enttäuscht“, da dieser „vieles nicht gesagt hat, verheimlicht hat oder da und dort auch die Unwahrheit gesagt hat“. Dennoch könne er sich irgendwann ein Treffen durchaus vorstellen. 

„Ich mag Haselsteiner bis heute nicht“
Zum Ibiza-Video selbst sagte Strache, der nach wie vor kein Vergehen seinerseits sieht: „Natürlich erinnere ich mich an den Abend und ich weiß, dass man eine Stunde lang versucht hat, mich dort offenbar als Antisemiten zu überführen und das nicht gelungen ist“. Die vermeintliche Oligarchin habe auch „mehrere 100.000 Euro angeboten“ - was Strache laut eigener Aussage mehrfach zurückgewiesen hat. „Und dass der Herr Haselsteiner nie mein Freund war, das ist auch heute so. Ich mag ihn bis heute nicht.“

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