Akte Commerzialbank

Martin Pucher: Ein Banker packt schonungslos aus

Burgenland
07.08.2020 06:00

Das spektakuläre wie unrühmliche Ende der Commerzialbank erschüttert nicht nur das Burgenland. Ex-Banker und Fußballmanager Martin Pucher packte schonungslos offen bei den Behörden aus. Die Parteien wollen indes Aufklärung über die Hintergründe. Wer wusste und bekam etwas vom 700-Millionen-Kuchen?

Martin Pucher ist ein Mann der Tat. Dass diese Taten mitunter gesetzeswidrig waren, gibt er selbst zu.

Der Gründer der burgenländischen Commerzialbank und Bundesliga-Macher des Fußball-Dorfklubs Mattersburg (beide fanden neulich ein jähes wie unrühmliches Ende), gibt zu, dass es „aufgrund des massiv gestiegenen Ergebnisdrucks und den damit einhergehenden Liquiditätsengpässen (…) zu Fehldarstellungen in den Jahresabschlüssen der Commerzialbank AG gekommen ist, indem das Bestehen von hochverzinsten Kreditfällen fingiert und Saldenbestätigungen sowie Zahlungsbelege über Guthaben bei Fremdbanken gefälscht wurden.“

So Pucher in einem Schreiben an die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA), das (wie zahlreiche andere) der „Krone“ vorliegt. Es stammt aus dem Strafakt.

Ex-Bankchef und Ex-Fußballmanager Martin Pucher (Bild: Reinhard Judt, krone.at-Grafik)
Ex-Bankchef und Ex-Fußballmanager Martin Pucher

Pucher übernimmt volle Verantwortung
Pucher, für den die Unschuldsvermutung gilt, übernimmt volle Verantwortung. Frisierte Bilanzen, erfundene Kredite, abgezweigte Millionen: In Summe sollen in den letzten zwei Jahrzehnten knapp 700 Millionen versickert sein.

Viel Geld an SV Mattersburg geflossen
In einer Einvernahme am vergangenen Donnerstag ging der Ex-Banker bei der WKStA ins Detail: Es seien acht bis zwölf Prozent des Geldes in den Profiklub geflossen. Der Rest diente der „Verschleierung“, also um das Luftschloss Mattersburg zu erhalten. Das bestätigt Puchers Anwalt Norbert Wess.

Das Pappelstadion (Bild: DIENER/Eva Manhart)
Das Pappelstadion

Seinem Mandanten gehe es nicht gut (er leide neben dem psychischen Stress an den Folgen von zwei Schlaganfällen). „Mein größter Fehler war es, mir nicht eingestanden zu haben, dass die Bank längst konkursreif war“, zitiert Wess seinen Mandanten. Vertuschen und verdrängen.

Kommission wie bei Causa Hypo gefordert
So lässt sich dies wohl erklären. Doch der Fall ist auch zum Politikum mutiert. Wo landeten die Millionen zur „Verschleierung“? Was wussten Parteien? Das sollen (unabhängig von der Justiz-Aufarbeitung) Untersuchungen auf Landes- und Bundesebene klären. Die NEOS wünschen sich eine unabhängige Kommission wie in der Causa Hypo. Bis auf die FPÖ (sie will den Fall auf Landesebene belassen) verschließt sich dem Ansinnen keine Partei.

Erich Vogl, Kronen Zeitung

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