Tiktok und Wechat
Trump setzt bei chinesischen Apps auf Eskalation
Die Trump-Regierung hat umfassende Beschränkungen für die zwei beliebten chinesischen Social-Media-Netzwerke TikTok und WeChat angekündigt. Präsident Trump vermutet dahinter Spionage für die Regierung in Peking. Diese scharfe Vorgangsweise im Umgang mit China könnte weitere Vergeltungsmaßnahmen hervorrufen.
Die Anordnungen werden innerhalb von 45 Tagen wirksam und verbieten US-Unternehmen oder Personen, Transaktionen mit ByteDance, der chinesischen Muttergesellschaft von TikTok und WeChat, durchzuführen. Obwohl konkreten Auswirkungen noch nicht bekannt sind, kann dies etwa bedeuten, dass die Unternehmen nicht im App Store von Apple oder im Play Store von Google in den USA gelistet werden dürfen. Zudem könnte es für US-Unternehmen auch illegal sein, Werbung auf TikTok zu kaufen.
Microsoft bekundet Interesse
Sollte es einem US-Unternehmen gelingen, TikTok vor Ablauf der Frist zu kaufen, werden die Maßnahmen in diesem Fall nicht wirksam. Microsoft bestätigte bereits Gespräche über den Kauf von TikTok - dazu habe man sich jedoch eine Frist bis zum 15. September gesetzt. Das Technologieunternehmen könnte sich mit einer Übernahme besser gegenüber der Konkurrenz Facebook und Googles YouTube positionieren.
Beziehungen angespannt
Die scharfe Vorgangsweise von Trump macht zunehmende Spannungen der Beziehungen zwischen den USA und China sichtbar, die sich besonders im Vorfeld der Wahlen im November noch verschärfen könnten. Trump hatte zuletzt mehrfach gedroht, TikTok aus den USA zu verbannen, da er „nationale Sicherheitsbedenken“ habe.
Konkret fürchtete er, dass das Unternehmen etwa gesammelte Daten an die chinesische Regierung weitergeben könnte. In der Anordnung heißt es auch konkret, dass die Plattform auch für Propaganda-Kampagnen genutzt werden könnte, von der die kommunistische Part (KP) in China profitieren würde. TikTok selbst hat dies immer wieder bestritten und betont, dass es US-Kundeninformationen ausschließlich in den USA speichert.
WeChat vor allem in China relevant
WeChat ist einer der größten Messaging- und Bezahldienste in China und gilt als eines der innovativsten Internetprodukte im Reich der Mitte. Noch ist unklar, wie sich die Verordnung auf das Unternehmen auswirken wird - möglich wäre etwa, dass keine Nachrichten oder Zahlungen mehr in den USA geleistet werden können.
TikTok-Nutzer fürchten das Aus
Eine größere Rolle spielt wohl TikTok: Das Social-Media-Unternehmen hat 100 Millionen Nutzer in den USA und ist besonders bei Teenagern und jungen Erwachsenen beliebt. Auf der Plattform können Kurzvideos hergestellt und mit Spezialeffekten bearbeitet werden. Viele TikTok-Nutzer haben die Follower bereits aufgefordert, sich auch in anderen sozialen Netzwerken zu vernetzen, da sie ein generelles Verbot befürchten.
Kampagne, um Kauf zu beschleunigen?
Experten vermuten, Trump habe das Dekret vorwiegend auf den Weg gebracht, um ByteDance dazu zu drängen, sein US-Geschäft an ein US-Unternehmen zu veräußern. „Ich denke, es ist eine große Kampagne Trumps, ByteDance dazu zu bringen, sich in die richtige Richtung zu bewegen“, meint James Lewis vom Center for Strategic and International Studies. China werde sich dies aber wohl nicht gefallen lassen und Vergeltungsmaßnahmen ergreifen.
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