Die Corona-Krise hat den Alltag von Kindern, Lehrpersonal und Eltern auf den Kopf gestellt. Jetzt, nachdem man die erste Welle überstanden hat, stehen Schulen und Kindergärten vor der erneuten Öffnung im Herbst vor einigen großen Fragezeichen. Geht es im September einfach weiter wie gehabt? Was hat man aus der Zeit im Frühjahr gelernt? Und was fordern Lehrer und Pädagoginnen von der Politik? Damita Pressl hat bei der pädagogischen Leiterin der St. Nikolausstiftung (Wiener Pfarrkindergärten), Susanna Haas, und beim Lehrer und Bildungsexperten Daniel Landau nachgefragt, wie sich ein weiteres Chaos an den Schulen verhindern lässt.
„Es kam für uns alle sehr überraschend, dass die Kinder von einem Tag auf den anderen zu Hause bleiben mussten. Das war schon herausfordernd“, so Haas über das turbulente Frühjahr. Auch wenn die Organisation der Kindergärten eine Sache der jeweiligen Bundesländer ist, hätte sich die Elementarpädagogin hier mehr Informationen und Empfehlungen vonseiten der Bundesregierung gewünscht. So war sie dementsprechend froh darüber, als am 24. April zum ersten Mal das Wort „Kindergarten“ von Bildungsminister Heinz Faßmann in einer der Pressekonferenzen erwähnt worden sei.
Susanna Haas
(Bild: krone.tv)
Zwar verstehe sie, dass die ersten Wochen eine „schwere Zeit für alle“ gewesen sind, aber auch in der Zeit danach hätte sie sich mehr Unterstützung erhofft. Ab dem 18. Mai, als die Schulen wieder zum Teil geöffnet wurden, herrschte im Kindergarten wieder Vollbetrieb, meint Haas: „Wir haben bis dahin versucht, alle Hygienemaßnahmen einzuhalten. Danach ist das schlichtweg nicht mehr gegangen.“ Grundsätzlich seien alle, bereits vor Corona bemängelten Rahmenbedingungen wie Gruppengröße oder Personalmangel, durch die Krise noch stärker zum Vorschein gekommen.
Landau: „Soziale Unterschiede wurden verstärkt“ Ähnlich sei die Situation in den Schulen gewesen, sagt Landau. Seiner Meinung nach hat die erste Corona-Welle vor allem eines gezeigt: „Die sozialen Unterschiede im Land wurden durch die Krise noch einmal verstärkt. Man hat gesehen, dass die Familien, die ihren Kindern mehr bieten können, besser durch diese Zeit gekommen sind, als jene, die nicht so viel haben.“
Daniel Landau
(Bild: krone.tv)
So wie Haas, bemängelt auch er das Informationsdefizit während der ersten Wochen. Für den Herbst und eine mögliche zweite Welle schlägt Landau daher eine mehrsprachige Hotline vor, wo auch Eltern, bei denen es sprachliche Barrieren gibt, sich informieren können: „So könnten auch Eltern, die nicht so gut Deutsch können, erfahren, wo man Lernunterstützung oder andere Hilfe bekommt. Im Endeffekt wollen alle Eltern das Beste für ihr Kind.“
(Bild: krone.tv)
Um ein Chaos in den Kindergärten und Schulen im Falle eines erneuten Ausbruchs zu vermeiden, erhofft sich Haas vor allem Klarheit, speziell was die neue Corona-Ampel betrifft: „Wir wollen hier klare Vorgaben, was im Falle der verschiedenen Szenarien zu tun ist. Zudem brauchen wir eine Möglichkeit, im Falle eines Corona-Verdachts, schnell zu Testungen zu kommen.“
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