Historischer Einbruch

Warum die Corona-Krise die USA härter trifft

Wirtschaft
08.08.2020 06:00

Die Vereinigten Staaten verzeichnen einen historisch hohen Einbruch der Konjunktur.  Das könnte erst der Anfang sein, so Experten.

Zugegeben, das Konjunkturminus von 32,9 Prozent klingt deutlich schlimmer, als es ist. „Das liegt an der seltsamen Rechnung“, erklärt Mario Holzner, Leiter des Wiener Institutes für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw).

US-Ökonomen rechnen das Minus eines Quartals auf das ganze Jahr hoch. „In normalen Jahren fällt das nicht auf, weil alle Quartale ein ähnliches Wachstum haben.“ 2020 ist das anders. Nach „europäischer“ Rechnung stand im zweiten Quartal ein Minus von 9,5 Prozent in der US-Bilanz. Immer noch viel, aber deutlich weniger als in der EU oder in Österreich (siehe Grafik). Im ersten Quartal gab es, im Gegensatz zu Europa, sogar noch ein leichtes Plus.

(Bild: stock.adobe.com, Krone KREATIV)

Krise setzte in den USA später ein
Schifft die US-Wirtschaft sicherer durch die Corona-Krise? Nein, sagt Holzner und verweist auf das Google-Mobilitätsranking: In den USA setzte die Krise und die damit verbundenen Maßnahmen später ein. Außerdem gab es in den Staaten, im Gegensatz zu Europa, keine flächendeckenden Schließungen und Ähnliches. „Jetzt dreht sich die Situation - während Europa wieder Richtung normaler Werte steuert, geht es in den USA erst los.“

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Ein nationaler Shutdown ist in den USA unmöglich.

Experte Mario Holzner

Zuletzt forderten sogar US-Notenbanker schärfere Maßnahmen, bis hin zum Lockdown. „Nur der könnte dem Land helfen, die Krankheitszahlen in den Griff zu bekommen“, sagt auch Mario Holzner. Aufgrund der Größe ist ein nationales Herunterfahren aber nur schwer möglich.

1,4 Millionen in einer Woche arbeitslos
Ebenso problematisch: In den USA gibt es, anders als in Europa, keine Kurzarbeit. 1,4 Millionen Menschen meldeten sich zuletzt in einer einzigen Woche arbeitslos.

(Bild: AP)

Je länger die Krankheit dauert, desto größer die Unsicherheit, so Holzner. Damit verbunden: ein steigender Goldpreis und ein Dollar, der an Wert verliert. Das Ende der Weltmacht sieht Holzner aber auch in zehn bis 20 Jahren nicht gekommen: Der Euro und der Yuan könnten mit dem Dollar nicht mithalten. Auch wenn Konkurrent China die Pandemie schneller im Griff hatte, blieben die USA wirtschaftlich und militärisch eine große Macht. „Und mit einem neuen Präsidenten kehren mehr Ruhe und Sicherheit ein“, glaubt Holzner.

Teresa Spari, Kronen Zeitung

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