Schneller als Concorde
US-Armee investiert in Überschall-Air-Force-One
Mach 5 oder mehr als 6000 Kilometer pro Stunde, so schnell ist noch kein Flugzeug geflogen: Die legendäre Concorde brachte es als schnellstes ziviles Flugzeug auf Mach 2, der futuristische US-Aufklärer SR-71 Blackbird schaffte Mach 3. Fünffache Schallgeschwindigkeit soll in Zukunft nun auch die US-Präsidentenmaschine Air Force One erreichen. Die zuständige Abteilung der US-Luftwaffe hat Geld in ein Überschall-Start-up gesteckt.
Konkret hat das US-Unternehmen Hermeus aus Atlanta von der US-Luftwaffe ein 1,5 Millionen US-Dollar großes Investment erhalten, mit dem es Überschalltriebwerke entwickeln soll, die in Zukunft Flugzeuge mit Mach-5-Geschwindigkeit möglich machen sollen. Ein so schnelles Flugzeug könnte die Strecke von New York nach London in 1,5 Stunden zurücklegen. Die Concorde brauchte noch doppelt so lang.
Wie das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ berichtet, gibt es Hermeus gerade erst seit zwei Jahren. Doch das Start-up hat ordentlich vorgelegt und bereits einen kleinen Prototyp seines Triebwerks gezeigt. Als Basis zog man ein TJ100-Triebwerk des tschechischen Herstellers PBS heran, das in den USA noch einmal modifiziert wurde. Das TJ100 ist eigentlich für unbemannte Flugzeuge gedacht, könnte in größerer Variante aber auch für bemannte Jets genutzt werden.
Hermeus-Jet hebt frühestens 2030 ab
Bis sich eine Air Force One mit Überschalltriebwerken in die Lüfte erhebt, wird es freilich noch Jahre dauern. Bei Hermeus geht man davon aus, Anfang des nächsten Jahrzehnts einen Jet mit Platz für 20 Personen präsentieren zu können. Bis dahin bedarf es aber noch einiger Forschung, Mach-5-Flugzeuge bergen Tücken. In der Luftfahrt gibt es verschiedene Triebwerkstechnologien, von denen die einen nur bei niedrigen, die anderen nur bei sehr hohen Geschwindigkeiten genutzt werden können.
Herkömmliche Turbinen kämpfen bei hohem Tempo mit sinkendem Wirkungsgrad, weil die Luftverdichtung dann schlechter funktioniert. Als Alternative für hohe Geschwindigkeiten gelten Staustrahltriebwerke ohne bewegliche Teile, die wiederum erst bei hohem Tempo funktionieren. Die Kunst ist also, das Flugzeug zuerst auf Tempo zu bringen und dann das Staustrahltriebwerk zu starten. Eine komplexe Aufgabe, die man bei Hermeus ohne teure Speziallösungen wie Raketenantriebe lösen will: Das Überschalltriebwerk, an dem das Start-up arbeitet, soll sowohl bei niedrigen als auch bei extrem hohen Geschwindigkeiten liefern.
Viele Firmen forschen am Concorde-Nachfolger
Hermeus ist nicht das einzige Unternehmen, das an Überschallflugzeugen arbeitet, die auch im zivilen Bereich eingesetzt werden könnten. So arbeiten etwa der Triebwerksbauer Rolls Royce und die Raumfahrtfirma Virgin Galactic an einem Passagierflugzeug (Bild unten), das Mach 3 fliegen soll.
In den USA forschen noch einige andere Firmen an Überschall-Jets nach dem Vorbild der Concorde - etwa Aerion Supersonic, Spike Aerospace oder Boom Supersonic. Auch beim traditionsreichen Lockheed-Martin-Konzern forscht man für die Raumfahrtbehörde NASA mit dem X-59 an einem Überschall-Flugzeug, das mehrfache Schallgeschwindigkeit fliegen und dabei vergleichsweise leise sein soll.
Wer das Rennen gewinnt, ist noch völlig offen und die Überschall-Air-Force-One dürfte auch noch eine Weile auf sich warten lassen: US-Präsident Donald Trump hatte erst 2018 zwei Boeing 747 bestellt, die 2024 in Dienst gestellt und 30 Jahre geflogen werden sollen. Ihr Nachfolger ist demnach erst 2054 zu erwarten - und fliegt dann, wenn die Pläne von Hermeus aufgehen, womöglich fünffache Schallgeschwindigkeit.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.