Gewalt in Weißrussland
Oppositionskandidatin nach Litauen ausgereist
Die bei der Präsidentschaftswahl in Weißrussland unterlegene Kandidatin der Opposition, Swetlana Tichanowskaja, ist ins Nachbarland Litauen ausgereist. „Sie ist in Litauen angekommen und in Sicherheit“, teilte der litauische Außenminister Linas Linkevicius Dienstagfrüh auf Twitter mit. Er hatte sich zuvor angesichts der Gewalt in Weißrussland um die Sicherheit der zweifachen Mutter besorgt gezeigt.
Noch am Sonntag hatte Tichanowskaja bei einer Pressekonferenz gesagt, dass sie im Land bleiben werde und weiterkämpfen wolle. Ihr Stab hatte sie am Montag telefonisch nicht erreichen können, nachdem sie das Gebäude der Wahlkommission verlassen hatte.
Tichanowskaja hatte sich aber auch massiv bedroht gefühlt von den Sicherheitskräften um den autoritären Präsidenten Alexander Lukaschenko. Der 65-Jährige hat mit dem Einsatz der Armee gedroht, um seine Macht auch nach 26 Jahren für eine sechste Amtszeit zu verteidigen. Westliche Beobachter stuften die Abstimmung vom Sonntag - wie alle anderen Wahlen seit 1995 in dem Land - als weder frei noch fair ein.
Ehemann in Haft, Kinder außer Landes
Zuvor hatte Tichanowskaja ihre Kinder außer Landes bringen lassen. Ihr Mann Sergej Tichanowski, ein regierungskritischer Blogger, sitzt in Haft. Tichanowskaja war an seiner Stelle bei der Wahl angetreten und hatte als einzige Oppositionelle eine Zulassung als Kandidatin erhalten.
Die weißrussische Polizei ging in den vergangenen Tagen gewaltsam gegen Demonstranten vor, die gegen die Wiederwahl des amtierenden Präsidenten Lukaschenko protestierten. Nach Meinung von Beobachtern war die Nacht auf Dienstag von noch mehr Gewalt geprägt als die auf Montag, als es etwa 100 Verletzte und 3000 Festnahmen gegeben hatte.
Lukaschenko-Gegner rufen zu Streik auf
Für diesen Dienstag haben die Gegner Lukaschenkos zu einem landesweiten Streik in den Staatsbetrieben aufgerufen, um den Machtapparat zu brechen. Kommentatoren sprachen zuletzt von der „Geburt der Nation Belarus“, die sich rund 30 Jahre nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion erst jetzt so richtig eine Identität gebe - und sich abnabeln wolle vom großen Nachbarn Russland, von dem es wirtschaftlich abhängig ist.
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