Blut, Festnahmen, Tod
Minsk: Bilder und Videos belegen Gewalteskalation
In der weißrussischen Hauptstadt Minsk hat nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl der Grad an Gewalt gegen Demonstranten eine neue Stufe erreicht (siehe Video oben). Am zweiten Tag in Folge feuerten Sicherheitskräfte Gummigeschosse, Blendgranaten und Tränengas gegen die Protestierenden ab. Erstmals sei bei den Konfrontationen auch ein Mann ums Leben gekommen, teilte das Innenministerium am Dienstag mit. Mittlerweile wird die internationale Kritik an der Gewalt in Weißrussland immer größer.
Wie mehrere internationale Medien am Dienstagvormittag berichteten, warfen Demonstranten am Montagabend Steine auf die Sicherheitskräfte und schossen Feuerwerkskörper ab. „Unser Ziel ist es, Lukaschenko abzusetzen“, sagte ein Demonstrant zur Nachrichtenagentur AFP. „Er ist es nicht wert, Präsident zu sein.“
Sprengsatz in Händen explodiert
Ein Mann sei durch einen Sprengsatz getötet worden, den er auf Polizisten habe schleudern wollen und der in seinen Händen explodiert sei, teilte das Innenministerium des Lukaschenko-Regimes mit. Darüber hinaus wurden laut einer Polizeisprecherin mehrere Menschen bei den Protesten verletzt. Zuvor hatte das Ministerium den Todesfall allerdings geleugnet, nachdem Menschenrechtsorganisationen diesen öffentlich gemacht hatten.
Stimmen aus Belarus: „Leute sind enttäuscht, wütend und frustriert“
3000 Demonstranten festgenommen
Bereits bei den Demonstrationen am Vortag waren nach Angaben des Innenministeriums mehr als 50 Zivilisten sowie 39 Polizisten verletzt worden. In Minsk und anderen Städten waren bereits in den Stunden nach Schließung der Wahllokale am Sonntag insgesamt rund 3000 Demonstranten festgenommen worden. International auf große Empörung stieß der Umstand, dass die Sicherheitskräfte mit großer Brutalität gegen die zu Tausenden protestierenden Menschen vorgegangen waren.
Auch EU-Kommission hat Zweifel an Wahlergebnis
Die Demonstranten werfen dem seit 26 Jahren autoritär regierenden Alexander Lukaschenko massiven Wahlbetrug vor. Laut dem offiziellen Wahlergebnis soll er am Sonntag mit mehr als 80 Prozent der Stimmen für eine sechste Amtszeit wiedergewählt worden sein. Auch die EU-Kommission äußerte massive Zweifel an dem offiziellen Wahlergebnis.
Oppositionspolitikerin ausgereist
Angesichts der Gewalt bei den Protesten gegen die Wiederwahl Lukaschenkos ist die Oppositionskandidatin Swetlana Tichanowskaja mittlerweile nach Litauen ausgereist. „Sie ist in Litauen angekommen und in Sicherheit“, sagte der litauische Außenminister Linas Linkevicius am Dienstag.
Tichanowskaja, die im Vorfeld der Wahl großen Zulauf bei ihren Kundgebungen hatte, soll nur auf knapp zehn Prozent gekommen sein. Regierungsgegner sind sich allerdings sicher, dass in Wahrheit Tichanowskaja die meisten Stimmen bekommen hat.
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