ANC-Kopfhörer im Test

Shure Aonic 50: Ein (fast) perfekter Einstand

Elektronik
30.08.2020 09:39

Musikern und Audiophilen ist die Marke Shure mit ihren Mikrofonen, In-Ear-Monitoring-Systemen und Studio-Kopfhörern bereits seit Jahren ein Begriff. Mit dem „Aonic 50“, dem allerersten Drahtlos-Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung im Produktsortiment, betritt der US-Hersteller nun technisches Neuland und richtet sich damit zugleich erstmals auch an ein breiteres Publikum - ohne dabei jedoch die eigene Kernkompetenz, nämlich perfekten Klang, zu vernachlässigen.

Ob auf der Bühne, im Studio oder beim Proben: Musiker lieben technische Spielereien. Nur zuverlässig funktionieren müssen sie. Wohl auch deshalb verzichtet Shure bei seinem allerersten Drahtlos-Kopfhörer auf potenziell fehleranfällige Features, die bei vergleichbaren Produkten anderer Hersteller in dieser Preisklasse oft zum Standard gehören. Eine automatische Einschaltfunktion beim Ausklappen der Ohrmuscheln, Näherungssensoren, die beim Herunternehmen die Wiedergabe pausieren, oder Touch-Gesten zur Steuerung sucht man vergeblich.

Stattdessen gibt es wenige, klar definierte Tasten und Bedienelemente, die der Einfachheit halber noch dazu auf nur einer Ohrmuschel, nämlich der rechten, platziert wurden. Irritationen, wie sie bei Modellen mit Touch-Steuerung leider häufiger vorkommen („Habe ich jetzt schon dreimal oder erst zweimal getippt?“), bleiben dem Träger damit erspart. Nur an einer Stelle patzt Shure dann doch: Dem dreistufigen Schieberegler, mit dem die aktive Geräuschunterdrückung und der Umgebungsmodus aktiviert werden können, mangelt es an Definiertheit, sprich: einer klaren Abgrenzung. Wer von der oberen oder unteren in die mittlere Position (beide Modi aus) wechseln möchte, schießt nicht selten über das Ziel hinaus.

(Bild: Sebastian Räuchle)

Zugutehalten kann man Shure allerdings, dass für ein ungestörtes Musikerlebnis die aktive, in zwei Stufen regelbare Geräuschunterdrückung ohnehin nur selten benötigt werden dürfte. Die dicken, überaus bequemen Ohrpolster schlucken nämlich bereits einen Großteil des Umgebungslärms und blenden schon ab geringer Lautstärke unerwünschte Geräusche von außen aus. Falls wider Erwarten dennoch etwas durchdringen sollte, filtert die Technik konsequent tiefe und mittlere Frequenzen heraus. Einzig bei höheren Frequenzen, beispielsweise Gesprächen, arbeitet die Geräuschunterdrückung im Vergleich zur Konkurrenz etwas weniger souverän.

(Bild: Sebastian Räuchle)

Absolut überzeugen kann dagegen der Umgebungsmodus, der über die dazugehörige App in zehn Stufen angepasst werden kann und damit deutlich mehr persönlichen Spielraum erlaubt als die meisten anderen drahtlosen ANC-Kopfhörer. Gleiches gilt für den Equalizer, bei dem Individualisierung ebenfalls großgeschrieben wird. Neben fünf nuancierten 4-Band-Presets, die die DNA des Herstellers zum Vorschein bringen („De-Esser“, „Linear“, „Vocal Boost“, „Low Boost“, „Loudness“), haben Nutzer die Möglichkeit, sich den Klang per Hüllkurvenmodulation nach Maß zu schneidern und als Voreinstellung zu speichern.

(Bild: Sebastian Räuchle)

Zwingend nötig ist das aber nicht. Bereits ab Werk liefert der Aonic ein wunderbar ausbalanciertes Klangbild - und ist damit zweifelsohne das Beste, was uns in letzter Zeit auf die Ohren gekommen ist. Selbst zuvor dutzendfach gehörte Songs halten plötzlich noch Überraschungen parat, weil das Ohr jedem einzelnen Instrument bzw. jeder einzelnen Spur zu folgen vermag. Dabei ist es gleich, mit welchem Genre man den Aonic konfrontiert: Der Shure-Kopfhörer meistert - auch dank Unterstützung hochauflösender Audio-Codecs wie aptX HD, AAC oder Sonys LDAC - grollende Bässe oder schrille Gitarren-Riffs ebenso souverän wie sanfte Piano-Klänge oder Jazz-Vocals.

(Bild: Sebastian Räuchle)

Der integrierte Akku liefert dafür bis zu 20 Stunden Energie und lässt sich über das beiliegende USB-C-Kabel laden. Sollte gar nichts gehen, steht ein 3,5-mm-Klinkenanschluss zur Verfügung. Das dazugehörige Kabel liegt ebenfalls im praktischen, aber alles andere als handlichen Case bei. Dem Aonic gedeiht in diesem Zusammenhang auf Reisen zum Nachteil, dass sich seine Ohrmuscheln nicht umklappen lassen, wodurch er im Gepäck vergleichsweise viel Platz wegnimmt. Mit einem Gewicht von rund 335 Gramm zählt er zudem in seiner Klasse eher zu den Schwergewichten.

(Bild: Shure)

Fazit: Shure ist mit seinem Aonic 50 ein fast perfekter Einstand geglückt. Was der Drahtlos-Kopfhörer gegenüber dem Mitbewerb in puncto Ausstattung vermissen lässt, macht er nebst guter Laufzeit, hochwertiger Verarbeitung, Individualisierungsmöglichkeiten und exzellentem Tragekomfort vor allem durch seine Kernkompetenz, den überragenden Klang, wieder wett. Diesen lässt sich Shure allerdings auch einiges kosten: Die unverbindliche Preisempfehlung für den in wahlweise schwarz oder braun erhältlichen Aonic 50 liegt bei 429 Euro - und damit deutlich über der Konkurrenz etwa von Sony oder Sennheiser.

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