Sorge um Zusammenhalt
Soros warnt vor akutester Krise seit 2. Weltkrieg
Infolge der Corona-Pandemie warnt der aus Ungarn stammende Finanzinvestor George Soros vor der akutesten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Europa sei zerbrechlicher als die USA und besonders durch Populisten bedroht, welche die Union diversen Sparzwängen unterwerfen, wie er am Mittwoch anlässlich eines Interviews zu seinem 90. Geburtstag erklärte.
„Wir erleben eine revolutionäre Situation mit unvorhersehbaren Entwicklungen“ - die Menschen seien desorientiert und verunsichert, meint Soros gegenüber der italienischen Tageszeitung „La Repubblica“. Der aus Ungarn stammende Finanzinvestor zeigte sich nicht nur um seine Heimat besorgt, auch die Lage in Europa halte er für gefährlich. Besonders die sparsamsten EU-Mitglieder würden die Existenz der Union bedrohen.
Sorge um Europas Zusammenhalt
„Europa ist fragiler als die USA, da es sich um eine unvollständige Union handelt, mit vielen internen und externen Feinden“, sagte Soros. Zu den internen Feinden zählte Soros antieuropäische Politiker, wie Viktor Orban in Ungarn, Jaroslaw Kaczynski in Polen, den Lega-Vorsitzenden Matteo Salvini sowie die Chefin der postfaschistischen Partei „Fratelli d‘Italia“ Giorgia Meloni in Italien.
Warnung vor „antieuropäischen Kräften“
Kritisch sieht der Philanthrop auch die Situation in Italien: Die Regierung basiere auf einer zersplitterten Koalition aus Sozialdemokraten und Fünf-Sterne-Bewegung, die nur deswegen zusammenbleiben würden, um Neuwahlen zu verhindern, die „antieuropäische Kräfte“ gewinnen würden. „Die Frage ist, ob Europa in der Lage sein wird, genug zur Stützung Italiens zu unternehmen“, sagte der ehemalige Hedgefonds-Manager.
Harte Kritik an „Betrüger“ Trump
Soros kritisierte auch die Trump-Administration in den USA. „Trump ist ein vorübergehendes Phänomen, das hoffentlich schon mit den Wahlen im November zu Ende gehen wird“, sagte Soros, der Trump als „Betrüger“ bezeichnete.
Die Bewegung „Black Lives Matter“, die er mit 220 Millionen Dollar (knapp 190 Millionen Euro) unterstützt hat, bezeichnete er als „wirklich wichtig“. „Erstmals erkennt ein Großteil der Bevölkerung, nicht nur Afroamerikaner, die aktuelle Diskriminierung gegen farbige Menschen“, so Soros.
Starinvestor, Wohltäter und Reizfigur
Als abgezockter Anlagestratege spekulierte Soros im großen Stil gegen ganze Volkswirtschaften, als Philanthrop spendet er immense Summen - am Mittwoch feiert er seinen 90. Geburtstag. Der 1930 in Budapest geborene Altmeister unter den Finanzspekulanten wird von Anhängern als Investorenlegende und Wohltäter verehrt.
Seine Gegner sehen ihn jedoch als rücksichtslosen Finanzhai und Strippenzieher. Immer wieder mischt sich Soros auch in politische Diskussionen ein.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.