Das Flüchtlingsheim in der Innsbrucker Graßmayerstraße ist nach einem Corona-Ausbruch (mehr als 20 Infizierte) abgeriegelt. „Alle Erkrankten sowie deren Kontaktpersonen wurden bereits abgesondert, das Heim wurde gänzlich isoliert, sodass eine Weiterverbreitung des Virus bestmöglich unterbunden werden kann“, erklärte Elmar Rizzoli vom Corona-Einsatzstab des Landes Tirol am Freitag. Brisant: Ein internes E-Mail zeigt eine mutmaßliche Verzögerung bei der Information der Mitarbeiter.
Ein Lokalaugenschein am Freitag vor Ort ergab, dass sich etliche Bewohner frei auf dem Gelände bewegen konnten: Dies sei behördlich gestattet, so ein Sprecher vom Land, hier verhalte es sich analog zu einer Quarantäne zu Hause, bei der man ebenfalls in den Garten gehen könne.
Verbindung zu Somalier-Cluster?
In Summe leben rund 160 Personen in der betroffenen Asylunterkunft. Doch wie kam das Virus hinein? Eine Verbindung zum Somalier-Cluster in Innsbruck, der mit Stand Freitag 70 Personen umfasste, ist wahrscheinlich.
Mitarbeiter erst einen Tag später informiert
Am Mittwoch wurde in der Asylwerber-Unterkunft eine Person positiv getestet. Weitere Tests an Kontaktpersonen ergaben, dass sich das Virus im Heim bereits schnell verbreitet hatte. Bei der Eindämmung zählte also jede Stunde. Doch bei der Alarmierung der Mitarbeiter ließ die zuständige Flüchtlingsgesellschaft Tiroler Soziale Dienste (TSD) offenbar wertvolle Zeit verstreichen, wie eine interne Mail, die der „Krone“ vorliegt, zeigt.
„Covid hat uns erreicht. Ich selbst habe erst gestern (Donnerstag, Anm.) davon erfahren. Seit Mittwoch wohl schon der Geschäftsführung bekannt“, schreibt ein Insider: Erst am Donnerstag seien die Mitarbeiter per E-Mail informiert worden - aber „ohne Angabe, welche Häuser davon betroffen sind. Es gibt wieder Betretungsverbote in den Heimen“, schreibt der Insider.
Infektionsherd zeitnah entdeckt
„Auch dieser Fall zeigt uns, wie wichtig eine rasche Kontaktpersonenermittlung ist. Durch das schnelle Einschreiten sind wir zeitnah auf den Infektionsherd im Flüchtlingsheim gestoßen“, betonte Elmar Rizzoli.
Landtagsabgeordneter Sint: Bei TSD volle Transparenz notwendig
Vonseiten der Politik reagierte Landtagsabgeordneter Markus Sint (Liste Fritz): „Für mich ist jetzt erstens volle Transparenz im Umgang mit den Mitarbeitern und den Geflüchteten notwendig. Zweitens ist der Schutz der Mitarbeiter dringend. Und drittens die genaue Nachverfolgung, damit andere Gefüchtete in TSD-Heimen nicht angesteckt werden. Das Schlechteste jetzt sind Geheimhaltungs- und Vertuschungspolitik!“
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