Die große Flüchtlingskrise jährt sich heuer bereits zum fünften Mal. Die Bundesregierung reagierte damals überrascht und erst viel zu spät. Neues Grenzmanagement in Spielfeld soll eine Wiederholung verhindern.
Die Bilder haben sich nicht nur in den Köpfen der Bevölkerung vor Ort eingebrannt - die Ereignisse aus dem September und Oktober 2015 gleichen einer Zäsur in der jüngeren steirischen Geschichte. Zehntausende Menschen sind im Niemandsland zwischen Österreich und Slowenien gestrandet - im 24-Stunden-Takt spülte der Flüchtlingsstrom Tausende an die südsteirische Grenze.
„Politisches Desaster“
„Die Ereignisse haben sich damals förmlich überschlagen - von einem echten Grenzmanagement hat man speziell am Anfang wirklich nicht sprechen können“, erinnert sich Manfred Walch, Bezirkshauptmann von Leibnitz, an die dramatischen Tage und Wochen im Herbst vor fünf Jahren zurück. „Für die Bundesregierung war das ein politisches Desaster“, spricht Reinhold Höflechner, Berufs-Offizier beim Bundesheer und Bürgermeister von Straß-Spielfeld, Klartext. „Wir vor Ort haben mit einem regionalen Krisenstab und toller Unterstützung des Landeshauptmannes versucht, die Lage in den Griff zu bekommen. Vom Bund wurde aber erst sukzessive reagiert. Am Anfang waren einfach viel zu wenig Kräfte vor Ort - und das hat natürlich auch Ängste in der Bevölkerung geschürt, weil jeder mitbekommen hat, dass die Lage nicht unter Kontrolle war.“
Österreich schien damals von der Richtungsänderung des Flüchtlingstrosses wirklich vollkommen überrascht. Die provisorisch und schnell hochgezogenen Notquartiere platzten aus allen Nähten, Alte und Familien mit Kindern mussten am harten Asphalt schlafen. „Dieses menschliche Elend war für viele Einsatzkräfte natürlich eine enorme Belastung“, weiß Walch.
„Der Druck war zu groß“
Als dann im Oktober an die 3500 Flüchtlinge die Grenzsicherung durchbrachen und ohne Registrierung auf österreichischen Boden gelangten, schien die Republik überhaupt die Souveränität über ihr Staatsgebiet verloren zu haben. „Der Druck wurde einfach zu groß - wir mussten einfach aufmachen, sonst hätte es ein großes Unglück gegeben“, ist der Bezirks-Chef heute noch überzeugt.
Einig ist er sich mit Höflechner darüber, dass das neu aufgezogene Grenzmanagement in Spielfeld für die Flüchtlingskrise 2015 zwar zu spät kam, aber Österreich für die Zukunft nun besser vorbereitet ist. „So etwas wird es kein zweites Mal geben - wir würden alles viel besser in Griff haben.“
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