Kroatien-Reisewarnung

Urlauber: „Wir fahren heim, aber das wird Chaos“

Reisen & Urlaub
15.08.2020 09:00

Die Meldung über die Reisewarnung der Bundesregierung für die derzeit wohl beliebteste Urlaubsdestination der Österreicher hat in Kroatien eingeschlagen wie eine Bombe. Tausende Urlauber aus Österreich sind betroffen, mit einem Schlag kippte am Freitag die Stimmung an den Stränden und in den Hotelbars. Auch krone.at ist vor Ort und hat sich unter einigen Urlaubern in Veli Lošinj umgehört. Fazit: Wirklich gerechnet hat mit einer generellen Reisewarnung hier kaum jemand. Auf Ärger und Frust folgen aber durchaus Einsicht und Verständnis - und die Sorge um ein Verkehrschaos bei der Rückreise.

Peter P. aus Graz erfuhr von der Reisewarnung Freitagnachmittag von seiner Reisebegleitung. Das Handy lasse er im Urlaub nämlich immer im Zimmer liegen, sagt er, um besser zu entspannen. „Das zipft mich jetzt wirklich an!“, ärgert sich der 39-jährige Controller im krone.at-Gespräch. „Wir sind ja gestern erst angekommen. Das trifft mich echt hart, gerade kommt man ein bisschen runter und dann so was ...“ Auf die Frage, ob man nicht doch damit hätte rechnen müssen, gibt P. zu: „Ja, natürlich hat die Möglichkeit bestanden, aber dass gleich das ganze Land gesperrt wird, hätten wir uns nicht gedacht.“

Gerade erst in Kroatien angekommen und bald schon wieder weg: Peter P. aus Graz (Bild: krone.at)
Gerade erst in Kroatien angekommen und bald schon wieder weg: Peter P. aus Graz

Dass die Warnung für ganz Kroatien und nicht etwa nur für ausgewählte Risikogebiete ausgesprochen wurde, stößt einigen Urlaubern sauer auf. Dennoch äußert man auch Verständnis für den rigorosen Schritt der Regierung. „Die wollen halt auf Nummer sicher gehen, das ist auch nachvollziehbar“, so Peter P. „Am Sonntag fahren wir jetzt eh wieder rauf und sind schon auf Stau eingestellt, das wird fix ein Chaos. Toll finde ich aber, dass wir für die Stornierung nichts zahlen, das Hotel verrechnet uns nur die tatsächlich verbrachten Nächte.“

„Wir fahren gleich morgen“
An der Rezeption ist die Stimmung gedämpft, Mitarbeiter mit Mund-Nasen-Schutz versuchen, aufgebrachte Gäste zu beruhigen und zu informieren. Man erkennt, dass hier gerade die Nerven etwas blank liegen. Man sei jetzt natürlich mit einigen Stornierungen konfrontiert, vor allem am Festland sei die Situation dramatisch, erzählt eine Rezeptionistin. Bei Reisewarnungen sei es aber völlig klar, dass die bereits gebuchten Zimmer nicht verrechnet werden. Erleichtert darüber ist auch ein Ehepaar aus Kärnten: „Wir fahren gleich morgen“, sagen sie am Freitag. „Aber Sorgen machen wir uns schon, auch wie es dann daheim weitergeht. Meine Frau ist in der Gastronomie, die müssen nächste Woche eine riesige Hochzeit ausrichten ...“

Gut gefüllter Hotelstrand in der kleinen Ortschaft Veli Lošinj auf der gleichnamigen Insel südlich von Rijeka. Auf der kroatischen Insel gab es nach Angaben von Einheimischen bisher einen einzigen Corona-Fall. (Bild: krone.at)
Gut gefüllter Hotelstrand in der kleinen Ortschaft Veli Lošinj auf der gleichnamigen Insel südlich von Rijeka. Auf der kroatischen Insel gab es nach Angaben von Einheimischen bisher einen einzigen Corona-Fall.

Auch Eveline und Jakob aus Wien haben die Situation zu Hause im Kopf. „Ich bin in einer leitenden Funktion und man soll ja auch mit gutem Beispiel vorangehen - ich habe noch dazu kurz vor der offiziellen Warnung noch meine Kollegen beruhigt und versprochen, dass ich mich testen lasse und sicher nicht mit einer Corona-Infektion zurückkomme“, sagt Eveline. „Man will daheim ja nicht der Buhmann sein“, ergänzt Jakob. „Wenn man trotz Reisewarnung in einem Risikogebiet bleibt und am Ende daheim vielleicht auch noch wen ansteckt, wie schaut denn das aus ...?“ Ob die beiden die Nachricht geschockt habe? „Ein bissl schon“, geben sie zu. „Aber dann beginnt man nachzudenken.“

„Kroatien war wohl noch nie so schön“
Als Österreicher jammert man auf sehr hohem Niveau, sind sich Jakob und Eveline einig. „Wir sind hier im Paradies, Kroatien war wohl noch nie so schön, und jetzt müssen wir eben wieder heim nach Österreich fahren, wo wir total fein heraußen sind. Wenn man sich zum Beispiel die Situation in Weißrussland oder anderen Ländern anschaut - und unser größtes Problem ist ein Urlaubsabbruch ...“, sinniert die Wienerin. „Klar, es tut schon weh, aber jetzt fahren wir natürlich heim, hilft ja nix!“

Sorge habe sie eigentlich nur wegen der vermuteten Mega-Staus im Rückreiseverkehr: „Jetzt werden halt alle in die Autos hüpfen, die meisten fahren sicher gleich morgen, und wir sind hier ja noch dazu auf einer Insel und müssen mit der Fähre rüber“, sagt Eveline am Freitag. „Wir versuchen es am Sonntag, vielleicht ist da das Schlimmste ja schon vorbei.“

Der Hafen von Veli Lošinj: Während nach wie vor zahlreiche deutschsprachige Touristen hier unterwegs sind, stärken heuer auch vermehrt Einheimische und Italiener die örtliche Wirtschaft. (Bild: krone.at)
Der Hafen von Veli Lošinj: Während nach wie vor zahlreiche deutschsprachige Touristen hier unterwegs sind, stärken heuer auch vermehrt Einheimische und Italiener die örtliche Wirtschaft.

„Da muss der Kurz mich schon persönlich anrufen“
Spätabends kommt krone.at noch mit einem deutschen Pärchen ins Reden, das von seinen Erlebnissen am nahen Campingplatz erzählt. Dort seien, wie immer in Lošinj, auch viele Österreicher zugegen. Keineswegs alle aber fahren nach Hause, berichten die beiden. Wofür man auch Verständnis haben müsse. Ein Österreicher habe zum Beispiel gesagt: „Da muss mich der Kurz schon persönlich anrufen, dass ich jetzt heimfahre.“ Wie viele Urlauber noch dieser Meinung sind, wird sich am Ende am Rückreiseverkehr ablesen lassen - und hoffentlich nicht an den Corona-Fallzahlen in Österreich.

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