Seit Ibiza sind Österreichs Rechte gespalten: auf der einen Seite die alteingesessene, geschwächte FPÖ, auf der anderen jener Mann, der eigentlich versprochen hatte, sich aus der Politik zurückzuziehen. Aber jetzt will es Heinz-Christian Strache noch einmal wissen und kandidiert bei der Wien-Wahl im Oktober gegen seine ehemalige Partei, Kollegen und Freunde. Wohin geht rechts und wer sind die „echten“ Rechten? Die krone.tv-Reportage über die Zukunft der Rechtsparteien in Österreich.
Am Wiener Meiselmarkt im Bezirk Rudolfsheim-Fünfhaus sammeln Helfer des Team Strache Unterstützungserklärungen - praktischerweise sind auch Notare vor Ort - für das Antreten in Wien. Als Dank gibt es dafür eine Wurstsemmel. Der „HC-Generalsekretär“ und Ex-Blaue Christian Höbart ist sich sicher, dass Strache den Einzug in den Wiener Gemeinderat schaffen wird.
„Wir werden mit Sicherheit den Einzug schaffen“
„Es gibt keinen Plan B - nur den Plan A, nicht umsonst heißen wir ,Team Heinz-Christian Strache - Allianz für Österreich‘. Er ist unser Aushängeschild. Wir werden diesen originalen Weg fortsetzen, daher gehen wir davon aus, dass wir über solche Dinge (Anm.: eine im Raum stehende Wahlschlappe) gar nicht nachdenken müssen.“ Und: „Wir werden mit Sicherheit den Einzug schaffen, eine Art Sensation am Wahltag sein. Türen zuschlagen und mit irgendjemandem nicht reden - das gibt es bei uns nicht.“ Strache gibt in dieser Woche fast allen Medien Interviews. Für ein Gespräch mit der „Krone“ findet er keine Zeit.
„An meiner Unterschrift soll es nicht mangeln“
An diesem Vormittag sind auch jede Menge Fans gekommen. Nicht nur wegen der Wurstsemmel: „Ich habe immer schon den HC Strache gewählt, immer. Es ist mir wurscht, was da jetzt passiert ist, weil bewiesen ist nichts“, so eine Dame, die mit Freude die Unterstützungserklärung für den Antritt unterschreibt. Auch in ihrem Freundeskreis würden alle ein Kreuz für das Team HC Strache machen. Ob alles rund um das Ibiza-Video wurscht ist? Ein Herr: „Wurscht ist gar nix. Aber wenn ich mir andere Skandale anschaue, die vertuscht werden - ist das eine andere Gschicht. An meiner Unterschrift soll es nicht mangeln. Er soll schauen, wie weit er kommt.“
Nepp: Stimme für Strache ist eine verlorene Stimme
Morgenbesprechung der Wiener FPÖ. Dominik Nepp hat seine Mannschaft um sich versammelt. Prominenter Neuzugang: Ursula Stenzel, die schon 2015 von der ÖVP zu den Wiener Blauen gewechselt war. Damals noch unter Heinz-Christian Strache. Die Themen des Tages sind Vizebürgermeisterin Birgit Hebeins Pop-up-Pool am Gürtel, die Pressekonferenz, bei der Stenzel vorgestellt wird, sowie Termine, unter anderem mit Unternehmern, im Wiener Prater - ein freiheitlicher Familienausflug. Für den Wiener Spitzenkandidaten ist eine Stimme für seinen Ex-Kollegen Strache eine „verlorene Stimme“.
„Rot-grüne-Bonzen“ und andere, „die sich in einer Villa verstecken“
„Heinz-Christian Strache hat in den letzten Umfragen zwei bis drei Prozent und dort grundelt er herum. Deswegen ist es keine nachhaltige Stimme, sondern eine verlorene Stimme. Die einzige Stimme im Sinne eines rot-weiß-roten-Schutzschilds und einer patriotischen Bewegung ist und bleibt die FPÖ, weil wir seit über 60 Jahren verlässlicher Partner sind. Das wird sich am 11. Oktober widerspiegeln.“ Dankbar sowie stolz sei er auf sein Team und die Unterstützer und „Einzelkämpfer“. „Ich toure durch jeden Bezirk mehrmals in Wien. Ich liebe es, mir direkt Sorgen und Wünsche anzuhören, nicht wie die anderen rot-grünen Bonzen, die vielleicht im Rathaus sitzen und mit der Bevölkerung keinen Kontakt haben, oder andere, die sich vielleicht einer Villa in Klosterneuburg verstecken.“
„Nachbarn in Klosterneuburg hören Strache jeden Tag husten“
Stefan Petzner, ehemaliger Haider-Intimus, ist Politikberater und erklärt das Dilemma des Heinz-Christian Strache: seine Wohnsitz-Affäre. „Die Affäre ist skurril, peinlich und unangenehm und kann ein massives Problem für Strache werden. Er stellt sich gerne als Opfer da. Nein! Gesetz ist Gesetz. Wenn man sich die Fakten anschaut, ist es eindeutig, dass er in Klosterneuburg wohnt und damit nicht für die Kandidatur berechtigt ist. Sonst bräuchten wir das Ganze nicht. Sonst hätten wir damals gesagt, der Jörg Haider kandidiert als Klagenfurter für den Wiener Bürgermeister. Stellen Sie sich vor, da wäre der Haider wirklich Bürgermeister geworden, da hätte der Häupl dreingeschaut.“
„Die Rechten sind bessere Verkäufer“
Was machen rechte Parteien seiner Meinung nach heute noch besser als linke? „Es ist ganz simpel: Die Rechten sind bessere Verkäufer.“ Alles hängt an der Kommunikation: „Rechte kommunizieren sehr offensiv, kurz und knapp, sehr simplifiziert und vereinfacht, aber sehr geschickt. Die linken hingegen kommunizieren viel zu kompliziert, zu technisch, zu wenig mit Herz, Gefühl und Emotion. Jedes Thema, egal welches, gewinnst du über die Emotion. Die SPÖ spielt Themen technisch und ohne Emotion ab. Da ist es dann wurscht, wenn das Thema noch so gut ist.“
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