Am 10. März verkündete die Bundesregierung ein Verbot von Veranstaltungen in geschlossenen Räumen und bat die Bevölkerung darum, das soziale Leben für einige Wochen auf ein Minimum zu reduzieren. Es war der Beginn des Corona-Lockdowns in Österreich, der erst ab Ostern wieder schrittweise gelockert wurde. Das Herunterfahren des ganzen Landes wirkte sich nicht nur positiv auf das Infektionsgeschehen aus, sondern hatte etwa auch zur Folge, dass es weniger Krebsdiagnosen und auch Behandlungen in den Krankenhäusern gegeben habe, informierte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Mittwoch.
„Es gibt absolute Sicherheit für die Versicherten in Österreich und es gibt die Garantie, dass es zu keinen Verschlechterungen für die Menschen in Österreich kommt“, sagte Anschober. Er sprach von steigenden Arbeitslosenzahlen, die es schwieriger machen würden, die Gesundheitsversorgung zu gewährleisten, weil deshalb Beitragszahlungen ausbleiben würden. Der Bund werde sich hier trotz der finanziellen Herausforderung nicht der Verantwortung entziehen.
Zahl der Unfälle zurückgegangen
Ein Team von Gesundheitsexperten schaute sich an, welche Auswirkungen die Corona-Krise auf die psychische Situation der Menschen sowie die Behandlung von Nicht-Corona-Patienten in Krankenhäusern hatte, wie etwa bei Herzinfarkten, Schlaganfällen oder auch bei Unfalldiagnosen. Hier gebe es neben den vielen negativen Folgen der Corona-Krise auch positive Auswirkungen des Lockdowns zu beobachten, weil etwa die Aufenthalte mit Unfalldiagnosen während des Lockdowns stark zurückgegangen seien.
Weniger Krebsdiagnosen wegen Corona
Karin Eglau von der Gesundheitsplanung und Systementwicklung sagte, dass die Aufenthalte von Krebspatienten während des Lockdowns um 20 Prozent zurückgegangen seien. Bei den Brustkrebsdiagnosen sei vor allem im April und Mai ein Rückgang sichtbar. Als Ursache nannte sie, dass etwa auch weniger Mammografien durchgeführt worden seien. Grundsätzlich seien die Behandlungen von Krebserkrankungen auch deshalb zurückgegangen, weil sich die Krebspatienten aufgrund von Verunsicherung auch „einfach nicht ins Krankenhaus getraut“ hätten.
Beschwerden stark angestiegen
Die kritischen Punkte des Herunterfahrens des Gesundheitssystems beschrieb Margot Ham-Rubisch von der Wiener Patientenanwaltschaft. Die Zahl der Beschwerden sei während der Zeit des Lockdowns stark nach oben gegangen. Im stationären Bereich habe es zahlreiche Absagen von Operationen gegeben und gleichzeitig auch keine neuen Termine. „Im niedergelassenen Bereich war es sehr schwierig für die Patienten, da es zu unkoordinierten Ordinationsschließungen kam.“ Außerdem sei es immer wieder zu telefonischen Abweisungen von Patienten gekommen.
Viele Anrufe bei 1450-Hotline
Alleine diesen Montag habe es bei der 1450-Hotline 43.000 Anrufe gegeben. Derzeit würden zwischen 11.000 und 13.000 Tests pro Tag durchgeführt, was auch zur Folge habe, dass es mehr positive Testergebnisse gebe, weil dadurch automatisch auch mehr asymptomatische Corona-Fälle dabei seien. „Corona kennen wir seit wenigen Monaten und wir wissen vieles noch nicht“, sagte Anschober. Eine Situation wie im Frühling wolle man mit aller Kraft verhindern, deshalb müsse man sich die Fehler „sehr genau ansehen und daraus auch lernen“.
Alterstrend zeigt weiter nach unten
Anschober informierte auch über die aktuelle Corona-Situation in Österreich, wo es am Mittwoch 255 Neuinfektionen gegeben habe. Der Trend in der Alterspyramide setze sich weiter fort, er liege derzeit bei 32 Jahren und sinke täglich weiter. Bei den Reiserückkehrern würden die Maßnahmen wie die freiwilligen Gratistests bereits Wirksamkeit zeigen.
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