Der Flugverkehr gilt als einer der größten Klimakiller, was Schadstoffemissionen betrifft - doch wie Greenpeace nun enthüllt, ist der massive Plastikverbrauch weitaus schädlicher als Fliegen. In Österreich verursache die Produktion und Verbrennung von Tausenden Tonnen Plastik jährlich rund vier Millionen Tonnen CO2. Das entspreche etwa dem Anderthalbfachen des Flugverkehrs. Diese Emissionen könnten sich laut Prognosen in den nächsten 30 Jahren weltweit sogar verdreifachen.
Ein Viertel der Emissionen entstehe durch Plastikverpackungen, die meist nur wenige Tage oder Wochen verwendet werden. Die Umweltschutzorganisation fordert deshalb die Regierung auf, Einweg-Plastikverpackungen gesetzlich zu beschränken und Mehrwegsysteme massiv auszubauen, zum Beispiel bei Getränken. Beides solle im neuen Abfallwirtschaftsgesetz verankert werden, das die Regierung bis Ende des Jahres beschließen will, so Greenpeace.
Bei Produktion einer Tonne Plastik fällt 1,3 Tonnen CO2 an
„Dass die Plastikverschmutzung unsere Ozeane bedroht, ist weitläufig bekannt. Aber Plastik ist auch ein gigantischer Klimakiller und CO2-Treiber - das wird in der Öffentlichkeit allerdings noch wenig wahrgenommen“, erklärte Lisa Panhuber, Konsumexpertin von Greenpeace in Österreich. Die Produktion von einer Tonne Kunststoff erzeugt im Durchschnitt rund 1,3 Tonnen CO2, in der Verbrennung entstehen fast drei Tonnen CO2. Umgelegt auf Österreich - wo jährlich rund 1,6 Millionen Tonnen Kunststoff produziert und 700.000 Tonnen verbrannt werden - entstehen so hierzulande plastikbedingt rund vier Millionen Tonnen CO2. Der Flugverkehr verursacht in Österreich jährlich dagegen rund 2,6 Millionen Tonnen CO2.
1,6 Milliarden PET-Flaschen werden jährlich in Österreich verbraucht
Sechs Prozent des weltweit geförderten Erdöls fließen in die Plastikproduktion, rechnet die Umweltschutzorganisation vor. Allein in den 1,6 Milliarden PET-Flaschen, die in Österreich jährlich verbraucht werden, stecken pro Stück durchschnittlich 80 Milliliter Erdöl - umgerechnet rund 130 Millionen Liter Erdöl. Mit derselben Menge Erdöl könnten rund 40.000 Autos für ein Jahr betankt werden - das ist die Anzahl zugelassener Pkw in der Stadt Villach. „Weil in Zukunft weniger Öl für Autos oder Heizungen gebraucht wird, versucht die Ölindustrie neue Abnehmer zu finden und kurbelt das Geschäft mit Plastik enorm an. Dass dabei Plastik als klimafreundliche Alternative dargestellt wird, ist Greenwashing pur“, so Panhuber.
Kurzlebige Einwegverpackungen aus Erdöl machen rund ein Drittel des Plastikmülls in Österreich aus. Plastikverpackungen werden in Österreich nur zu etwa 25 Prozent recycelt, PET-Flaschen zu rund 55 Prozent. Der Rest wird klimaschädlich verbrannt. Würden Einwegflaschen, Take-away-Boxen und andere Verpackungen durch Mehrwegsysteme ersetzt, können in der Produktion jährlich Millionen Liter Erdöl eingespart werden. „Wir können den Erdölverbrauch und die Emissionen durch die Plastikproduktion deutlich senken, wenn wir Verpackungen reduzieren und auf Mehrwegsysteme umsteigen“, sagt Panhuber.
Andere Einweg-Verpackungen ebenfalls umweltschädlich
Ein Umstieg von Plastik-Einweg auf andere Materialien wie Einweg-Papier, Einweg-Biokunststoff oder Einweg-Metall ist hingegen keine umweltfreundliche Lösung. Denn die Erzeugung dieser Materialien ist ebenfalls sehr energieintensiv. „Die Politik und Unternehmen wie Coca-Cola und Lidl müssen den Wegwerf-Wahnsinn bei Verpackungen stoppen und Alternativen schaffen - denn aktuell haben die Konsumentinnen und Konsumenten beim Einkauf meist gar keine andere Wahl, als jede Menge klimaschädliche Einweg-Verpackungen einzukaufen.“
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.