Schulbuch-Zensur

China erschwert „kritisches Denken“ in Hongkong

Ausland
20.08.2020 15:35

In einem eigenen Unterrichtsfach lernten Schüler in Hongkong bisher das kritische Denken - doch jetzt sollen die entsprechenden Schulbücher zensiert werden. Die Hongkonger Regierung ordnete Medienberichten zufolge an, „heikle“ Stellen aus den Schulbüchern zu streichen, um „fehlerhafte Elemente aus der Vergangenheit“ zu beseitigen.

Schüler an weiterführenden Schulen in Hongkong haben das Fach „Liberale Studien“, in dem sie kritisches Denken lernen sollen. Aus den dazugehörigen Schulbüchern sollen die Verlage nun Stellen zu zivilem Ungehorsam sowie Fotos mit bestimmten Protest-Botschaften entfernen. Außerdem sollen die Namen einiger Parteien nicht mehr genannt werden.

Kritiker sehen in dem Vorgehen einen weiteren Angriff auf die Meinungsfreiheit in der Wirtschaftsmetropole, in der die pekingtreuen Behörden seit dem Inkrafttreten des umstrittenen Sicherheitsgesetzes Ende Juni massiv gegen die Opposition vorgehen. Die Bildungspolitik steht im Fokus Pekings, regierungstreue Politiker werfen den Schulen Hongkongs vor, die Opposition zu unterstützen. Gefordert wird eine verstärkte Erziehung zum Patriotismus.

„Verzerrung der Realität“
Die Lehrergewerkschaft HKPTU warf der Bildungsbehörde der Stadt politische Zensur vor. Die Änderungen „verwässern oder verzerren sogar die Realität in der Gesellschaft“, erklärte die Gewerkschaft. Die Regierung wies Zensurvorwürfe zurück und erklärte, die Änderungen würden den Schülern helfen, „positive Werte“ zu entwickeln.

(Bild: AP)

Großbritannien und China hatten bei der Übergabe der ehemaligen britischen Kolonie 1997 einen Vertrag geschlossen, der die Meinungsfreiheit in Hongkong für 50 Jahre garantieren sollte. Das von China durchgesetzte sogenannte Sicherheitsgesetz zu Hongkong sieht allerdings lange Haftstrafen für Rufe nach mehr Autonomie oder Unabhängigkeit für Hongkong vor. Wegen des Gesetzes wurde bereits eine Reihe von Aktivisten festgenommen. Schulen und Bibliotheken in der Stadt haben manche Bücher aus ihren Regalen verbannt.

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