Fake-Kredite

Commerzialbank: Puchers Töchter verloren 800.000 €

Burgenland
21.08.2020 20:39

Ex-Commerzialbank-Chef Martin Pucher legte bei seiner Einvernahme ein Geständnis ab. Laut Einvernahmeprotokoll tue ihm alles leid. Pucher habe gestanden, dass es „ganz einzelne Fake-Kredite“ schon vor 1992 gab. Zu den Geschädigten gehörten auch seine Töchter, die ein Firmenkonto gehabt hätten: „Das waren 800.000 Euro, und auch dieses Geld ist weg.“

„Ganz grob geschätzt würde ich sagen, dass ich seit 1992 rund 40 Millionen unrechtmäßig entnommen habe. Dieses Geld ist zur Gänze an den SV Mattersburg geflossen. Darüber hinaus habe ich auch Kreditnehmer durch Bargeldübergaben begünstigt“, so Pucher laut dem Protokoll, das dem ORF vorliegt.

Ex-Bankchef und Ex-Fußballmanager Martin Pucher (Bild: Reinhard Judt, krone.at-Grafik)
Ex-Bankchef und Ex-Fußballmanager Martin Pucher

„Dadurch sind Scheinumsätze entstanden“
Vier Kreditnehmern, wovon einer im Bank-Aufsichtsrat gesessen sei, habe er Geld gegeben, damit ihre maroden Betriebe weiterarbeiten könnten und damit die Bank frühere Kredite nicht verliere: „Die Kreditnehmer haben mit dem Bargeld eigene Rechnungen fingiert an fiktive Kunden und diese Rechnungen dann mit dem Bargeld bezahlt. Dadurch sind Scheinumsätze entstanden.“

Bei anderen Kreditnehmern sei es um kleine Bargeldbeträge gegangen. „Das Geld habe ich über Scheckeinlösungen entnommen oder durch Kreditzahlungen. Verschleiert habe ich das durch Fake-Kredite und gefälschte Bankbestätigungen“, wird Pucher zitiert.

Bank-Vorständin soll Bargeldbeträge selbst in die Hand genommen haben
Bank-Vorständin Franziska Klikovits, für sie gilt die Unschuldsvermutung, soll „die Bargeldbeträge teilweise auch selbst in die Hand bekommen“ haben. „Die Verschleierungshandlungen wurden zur Gänze von Frau Klikovits durchgeführt, ursprünglich in meinem Auftrag“, so Pucher. Was sie während seines Krankenstandes gemacht habe, könne er nicht im Detail sagen, „aber sie muss diese Verschleierungshandlungen fortgeführt haben“, mutmaßte der Ex-Bankchef.

(Bild: APA/Robert Jäger)

Geld für SV Matterbsurg: „Niemand hat danach gefragt“
Den SV Mattersburg habe er belogen, gestand Pucher: Er habe „gesagt, dass das Geld aus dem Sponsoring kommt und zwar betreffend alle Sponsoren. Aus meiner Sicht hat beim SVM niemand erkannt, woher das Geld gekommen ist, jedenfalls hat mich niemand danach gefragt.“ Dass er oder seine Familie sich bereichert hätten, bestreitet Pucher, er habe auch niemanden gewarnt vor dem Aus für die Bank.

„Ich bin am Ende, es tut mir extrem leid“
„Ich bin am Ende, es tut mir extrem leid. Ich kann nur bei allen Geschädigten um Verzeihung bitten“, soll Pucher bei seiner Vernehmung gesagt haben. Er habe immer gehofft, die Bank durch Patentrechte auf Energiegewinnung aus Abfall zu retten. Konkurs anzumelden, dazu sei er zu egoistisch gewesen. Der Ex-Bankchef halte es laut dem Einvernahmeprotokoll vom 30. Juli „für möglich, dass zwei oder drei Leute einen Verdacht gehabt haben, weil sie die Bank verlassen haben.“ Zwei seien freiwillig gegangen, einen habe er gekündigt. Einer der drei habe ihn einmal darauf angesprochen, „dass bei unseren Krediten etwas nicht stimmt“.

Ex-Bankchef und Ex-Fußballmanager Martin Pucher (Bild: GEPA, Krone KREATIV, APA)
Ex-Bankchef und Ex-Fußballmanager Martin Pucher

Whistleblower warnte schon vor fünf Jahren
Der Ex-Mitarbeiter komme laut Ö1-„Mittagsjournal“ auch in einer Whistleblower-Anzeige aus dem Jahr 2015 vor. Darin werde gemutmaßt, dass er und ein zweiter Bankmitarbeiter in Schwarzgeld-Geschäfte involviert gewesen seien und dass sie auch selbst illegal Geld kassiert hätten. Laut „Mittagsjournal“ bestreite der Mann den Bereicherungsvorwurf vehement: Er habe vor seinem Ausscheiden aus der Bank Pucher nur deshalb gefragt, ob mit den Krediten etwas faul sei, weil er ein ungutes Gefühl gehabt habe.

„Was soll da sein?“
Pucher habe damals geantwortet: „Was soll da sein?“ Laut dem Ex-Bankmitarbeiter hätten sich viele gefragt, wie das mit der Finanzierung des SV Mattersburg funktionieren könne. Aber man habe Pucher halt „für einen Macher“ gehalten.

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