Schockierender Vorfall: Der Leiter der jüdischen Gemeinde in Graz, Elie Rosen, wurde am Samstagabend vor der Synagoge in Graz von einem Unbekannten mit einem Baseballschläger attackiert! Davor war binnen weniger Tage das Gebäude mit pro-palästinensischen Parolen beschmiert worden, und in der Nacht auf Samstag schlug ein Unbekannter mehrere Fenster mit Zementsteinen ein. Der Schock in der jüdischen Gemeinde ist groß, der Anschlag stelle einen Tiefpunkt in der Geschichte nach 1945 dar.
Elie Rosen sprach kurz nach der entsetzlichen Attacke mit der „Steirerkrone“ und war dabei sichtlich unter Schock. „Ich habe Besuch aus Wien und bin mit meiner Begleitung abends zur Synagoge gefahren, um aus dem Büro etwas zu holen.“ Dabei sei den beiden ein Mann aufgefallen - aus Rosens Sicht dunkelhäutig mit einer weißen Kappe -, der mit einem Fahrrad am Gebäude vorbeifuhr. Und dabei einen Stein in der Hand hatte! Rosen: „Wir haben ihn gefragt, was er damit vorhat. Auf einmal hat der Mann einen Baseballschläger gezückt und ist damit in unsere Richtung gekommen!“
Rosen und sein Begleiter flüchteten sich ins Auto. Und dann passierte das: Der unbekannte Täter drosch mit dem Baseballschläger auf die Windschutzscheibe ein! „Zum Glück ist sie nicht geborsten. Aber es war ein Albtraum. Erst als Passanten dazukamen, ist der Mann in Richtung Griesplatz geflüchtet.“ Elie Rosen und sein Begleiter werden jetzt vom Verfassungsschutz befragt. Der Schock sitzt tief.
IS-Geste in die Kamera gemacht
Auch weil die Attacke nach zwei Vandalenakten innerhalb weniger Tage passiert ist: Zunächst wurden, wie berichtet, eine historische Mauer der im Jahr 2000 wiedereröffneten Synagoge und das nahe Gemeindehaus mit Pro-Palästina-Parolen beschmiert. Schon bei diesem Vorfall wurden laut jüdischer Gemeinde Steine in den Hof geschleudert und eine IS-Geste in die Kamera gemacht. Diesmal bewarf ein Unbekannter die Fenster des Gebetshauses mit Zement. Ein großflächiges Fenster an der Nordseite des Gebäudes wurde dabei vollkommen durchschlagen, weitere Gläser beschädigt.
Laut Auskunft der Polizei soll ein Unbekannter mit weißer Kappe nach dem Vorfall mit einem roten Fahrrad Richtung Griesplatz geflüchtet sein. Die Beschreibung würde also auf den neuerlichen Vorfall passen!
„Tiefpunkt der Geschichte nach 1945“
Für Rosen stellt der Anschlag „einen Tiefpunkt in der Geschichte der Grazer Juden nach 1945 dar. Solche Vorfälle haben sich zuletzt beim Novemberpogrom 1938 abgespielt!“
Graz liege bei der Schwere antisemitischer Vorfälle im laufenden Jahr österreichweit an vorderster Stelle - im Februar wurde ja ein 16-jähriger Deutscher, der zum Judentum konvertieren wollte, auf offener Straße attackiert. Rosen appelliert, wirksam gegen Antisemitismus vorzugehen.
Fenster einer Synagoge sind zuletzt im Zuge des Pogroms 1938 zu Bruch gebracht worden. Eine rote Linie ist überschritten!
Elie Rosen, Präsident jüdischen Gemeinde
Bürgermeister: Angriff auf „uns als Stadt“
Die Politik verurteilt die Taten: „Wer gezielt eine Religionsgemeinschaft und damit auch die Religionsfreiheit angreift, greift auch uns als Stadt an“, warnt Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP). Ähnlich äußerten sich Grüne und NEOS. „Religion darf von niemandem für nationalistische und partikulare Interessen vereinnahmt werden“, so Markus Ladstätter (Diözese Graz-Seckau).
Ein schönes Zeichen der Zivilgesellschaft: Am Samstagabend versammelte sich trotz strömenden Regens Grazer spontan eine Gruppe von ungefähr 20 Menschen vor der Synagoge, um sie zu beschützen. Personen aus allen politischen Richtungen waren dabei: Konservative, Couleurstudenten, die muslimische Jugend, Linke.
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