Kachelmann-Prozess

Mutter des Opfers und Hotelpersonal einvernommen

Adabei
22.09.2010 17:46
Vor dem Mannheimer Landgericht ist am Mittwoch der Prozess gegen Fernsehmoderator Jörg Kachelmann mit Zeugenvernehmungen fortgesetzt worden. Der 52 Jahre alte Schweizer Wetterexperte ist angeklagt, seine langjährige Geliebte mit einem Messer bedroht und vergewaltigt zu haben. Er selbst beteuert seine Unschuld.

Am vierten Prozesstag - ein Gerichtszeichner hat Kachelmann und seinen Anwalt im Bild festgehalten - wurden zwei Angestellte des Hotels einvernommen, in dem Kachelmann am frühen Morgen des 9. Februar eingecheckt hatte, nachdem er vom 37-jährigen mutmaßlichen Tatopfer gekommen war. "Er kam ziemlich spät", erinnerte sich eine 36-jährige Hotelfachfrau. "Er war freundlich." Verletzungen habe sie an ihm nicht bemerkt.

Nach der Aussage einer anderen Angestellten war Kachelmann von 03.30 Uhr bis 10.30 Uhr in dem Hotel eingecheckt. Außerdem wurde die Mutter des mutmaßlichen Opfers einvernommen. Ihre Aussage fand allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, da sie auch zum Intimleben zwischen Kachelmann und ihrer Tochter befragt werden sollte.

Aussage des Vaters nächste Woche
Am Mittwoch kommender Woche wird voraussichtlich der Vater der 37-jährigen Hauptbelastungszeugin seine Aussage machen. Der Mann hatte am 9. Februar 2010 zunächst bei der Polizei angerufen und den Hörer dann an seine Tochter weitergegeben, wie der in der Verhandlung vorgespielte Mitschnitt der Notrufzentrale belegte. Medienberichten zufolge war die Tochter am Morgen nach der behaupteten Tat in die nahe gelegene Wohnung ihrer Eltern gekommen und hatte von der Vergewaltigung berichtet. Die Eltern hätten sie daraufhin aufgefordert, die Polizei anzurufen. 

Streit wegen Gutachten
Vor Beginn der Befragung hatte die Staatsanwaltschaft einen Befangenheitsantrag gegen einen der Gutachter der Verteidigung gestellt, über den das Gericht aber nicht am Mittwoch entscheiden wollte. Es geht dabei um ein Gutachten, in dem laut Anklage der 37-Jährigen unterstellt wird, dass sie sich die Hämatome selbst beigebracht hat.

Staatsanwalt Lars-Torben Oltrogge warf dem von Kachelmann beauftragten Rechtsmediziner Bernd Brinkmann vor, er habe er fälschlich blutunterlaufene blaue Flecke an beiden Oberschenkeln der Frau als symmetrisch beschrieben und daraus auf eine Selbstbeibringung mit Fäusten geschlossen. Nach den Bildern gebe es aber keine spiegelbildlich symmetrischen Hämatome, sagte Oltrogge.

Da in dem Vergewaltigungsprozess Aussage gegen Aussage steht, wird den Gutachten große Bedeutung beigemessen. Die 5. Große Strafkammer stellte die Entscheidung über den Befangenheitsantrag zurück. Ein zweiter Befangenheitsantrag der Anklage gegen einen Privatgutachter soll folgen, wurde am Mittwoch aus formalen Gründen jedoch zurückgestellt.

Prozess zieht sich in die Länge
In dem Verfahren wurden in den vorangegangenen Tagen die Anklage und die Aussage des Moderators verlesen. Außerdem wurde eine Tonbandaufnahme des Notrufs des mutmaßlichen Opfers vorgespielt. Auch eine seiner anderen Geliebten hatte unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgesagt.

Im Laufe des Prozesses sollen zunächst weitere Ex-Freundinnen gehört werden, erst danach das 37-jährige mutmaßliche Vergewaltigungsopfer. Kachelmanns Anwälte hatten dieses Vorgehen scharf kritisiert. Dienstaufsichtsbeschwerden seiner Anwälte gegen die ermittelnden Staatsanwälte blieben aber erfolglos.

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(Bild: kmm)



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