Was passiert, wenn ein Elektroauto in einem Tunnel oder einer Tiefgarage Feuer fängt? Die Eidgenössische Materialprüfanstalt der Schweiz (Empa) ist dieser Frage in einem Versuchsstollen auf den Grund gegangen. Ein Video des Versuchs zeigt eindrucksvoll, welche Energie in den Batterien der Autos steckt - und mit welchen Folgen Feuerwehren, aber etwa auch Parkhausbetreiber zu rechnen haben.
Ein trockener Knall, dann geht es los: Ein Batteriemodul eines Elektroautos steht in Flammen. Meterlange Stichflammen zischen durch den Raum und erzeugen gewaltige Mengen an dickem, schwarzen Ruß. Die Sicht in dem zuvor hell erleuchteten Tunnelabschnitt geht rasch gegen null. Nach wenigen Minuten ist das Batteriemodul ausgebrannt. Asche und Ruß haben sich im ganzen Raum verteilt.
Der Versuch, der vom Schweizer Bundesamt für Straßen finanziert wurde und an dem mehrere Empa-Forscher mitwirkten, fand bereits im vergangenen Dezember statt. Nun liegt die Auswertung vor. „Wir haben bei unserem Experiment vor allem auch an private und öffentliche Betreiber von kleinen und großen Tiefgaragen oder Parkhäusern gedacht“, sagt Projektleiter Lars Derek Mellert. „All diese bereits bestehenden unterirdischen Bauten werden immer häufiger auch von Elektroautos benutzt. Und die Betreiber stellen sich die Frage: Was tun, wenn solch ein Auto Feuer fängt? Welche gesundheitlichen Gefahren entstehen für meine Beschäftigten? Welche Effekte hat solch ein Brand auf den Betrieb meiner Anlage?“
Um Antworten auf diese Fragen zu erhalten, entwickelten Mellert und sein Team mehrere Versuchsszenarien. Untersucht wurde anschließend unter anderem, wie sich der Ruß auf Tunnelwände, Oberflächen und auf Schutzanzüge anwesender Feuerwehrleute absetzt, wie giftig die Rückstände sind und auf welche Weise sich der Brandort nach dem Ereignis reinigen lässt. Um möglichen Korrosionsschäden auf die Spur zu kommen, wurden die Oberflächen zudem mehrere Monate lang in speziellen Räumen gelagert.
Teilweise Entwarnung
Projektleiter Mellert kann nun einerseits Entwarnung geben: Ein brennendes Elektroauto sei in Bezug auf die Hitzeentwicklung nicht gefährlicher als ein brennendes Auto mit konventionellem Antrieb. „Die Schadstoffemissionen eines Fahrzeugbrands waren schon immer gefährlich und unter Umständen tödlich“, heißt es im Abschlussbericht. Völlig unabhängig von der Antriebsform oder dem Energiespeicher müsse es oberstes Ziel sein, dass sich alle Personen möglichst schnell aus der Gefahrenzone begeben. Speziell die stark ätzende, toxische Flusssäure wird oft als besondere Gefahr bei brennenden Batterien diskutiert. In den drei Versuchen im Tunnel Hagerbach blieben die Konzentrationen jedoch unter dem kritischen Bereich.
Giftiges Löschwasser
Ein Problem stelle dagegen das Lösch- und Kühlwasser dar, das beim Bekämpfen eines solchen Brandes und beim Lagern einer ausgebrannten Batterie im Wasserbad anfalle. Die Analysen zeigten demnach, dass die chemische Belastung des Löschwassers die Schweizer Grenzwerte für Industrieabwässer um das 70-fache übersteigt, das Kühlwasser liegt sogar bis zu 100-fach über dem Grenzwert. Ohne fachgerechte Vorbehandlung dürfe das hochbelastete Wasser daher nicht in die Kanalisation gelangen.
Professionelle Dekontamination notwendig
Nach den Versuchen wurde der Raum von professionellen Brandsanierern dekontaminiert. Anschließend entnommene Proben bestätigten, dass die Methoden und der Zeitaufwand auch für die Sanierung nach dem Brand eines Elektroautos ausreichten. Doch Mellert warnt vor allem private Besitzer von Tiefgaragen: „Versuchen Sie nicht, den Ruß und den Dreck selbst aufzuwischen. Im Ruß sind große Mengen von Kobaltoxid, Nickeloxid und Manganoxid enthalten. Diese Schwermetalle lösen auf ungeschützter Haut starke allergische Reaktionen aus“, warnt der Experte in einer Mitteilung der Empa. Brandsanierung nach einem Elektroautobrand sei daher auf jeden Fall ein Job für Profis im Schutzanzug.
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