„Krone“-Lokalaugenschein: Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) hat am Dienstag österreichische Polizisten an der griechisch-türkischen Grenze besucht. Mit seinen griechischen Ministerkollegen ging es in den Gesprächen auch um den Kampf gegen Schlepper sowie Verbesserungen in Sachen Grenzschutz. „Wenn wir die griechische Grenze schützen, dann schützen wir auch die österreichische“, sagte Nehammer.
Es ist kein reißendes Gewässer, nicht glasklar, aber auch nicht verschlammt an diesem heißen Dienstag. Innenminister Karl Nehammer steht mit seinen griechischen Kollegen, Bürgerschutzminister Michalis Chrisichoidis, und dem Migrationsminister Notis Mitarachi in der brütenden griechischen Hitze beim meterhohen Stacheldrahtzaun in der Ortschaft Kastanies.
Grenze ist dicht
Vor ihnen in einiger Entfernung dieses Wasser - jener Grenzfluss, der die Türkei und Griechenland trennt. Evros/Mariza - für zig Flüchtlinge der einzige Weg nach Europa und meist ein unüberwindbares Hindernis in ein neues Leben. Alleine in der vergangenen Woche haben 1000 Menschen versucht, nach Griechenland zu gelangen. Keine Chance. Die Grenze ist dicht.
Es gibt keine Zweifel und kein Zögern, Griechenland zur Seite zu stehen. Denn wenn wir die griechische Grenze schützen, dann schützen wir auch die österreichische.
Innenminister Karl Nehammer (ÖVP)
Heuer schon über 100.000 Aufgriffe
„Auch wenn Corona das Thema illegale Migration verdrängt hat, ist es nach wie vor eine Herausforderung, der wir aktiv begegnen müssen“, so Nehammer vor Ort im „Krone“-Gespräch. Alleine 2020 wurden bisher an der griechischen Grenze 100.020 Menschen aufgegriffen - 30.000 davon befinden sich in Lagern auf den Inseln und 70.000 auf dem Festland. 39 Prozent kommen aus Afghanistan, 24 Prozent aus Syrien, sieben Prozent aus dem Kongo, sechs Prozent aus Somalia und fünf Prozent aus dem Irak.
13 Cobra-Beamte an griechischer Grenze
Die Lage am Grenzzaun in Kastanies wirkt an diesem Dienstag entspannt, fast schon idyllisch - würden nicht völlig vermummte, schwer bewaffnete Grenz-Soldaten und Polizisten patrouillieren. Verzweifelte, flüchtende Menschen sind heute keine zu sehen. Der griechische Bürgerschutzminister Chrisichoidis bedankt sich bei Nehammer dafür, immerhin schickte Österreich dreizehn Beamte der Spezialeinheit Cobra zur Unterstützung an die Grenze - und Drohnen. „Wir haben gemeinsam ein neues Kapitel in der Geschichte Europas in Evros geschrieben. Denn wir haben gemeinsam mit der Verteidigung unserer Grenze zu Europa begonnen.“
Österreich greift ein
Und die soll ungehindert weitergehen. Denn die Türkei erhöht, laut Nehammer, wieder den Druck auf Europa. Österreich greift ein. „Wir sind bereit. Sobald es notwendig ist, werden wir wieder Cobra-Beamte schicken. Und wir unterstützen die Griechen mit zwei Millionen Euro bei der Versorgung der Flüchtlinge.“
Aus Griechenland berichtet: Sandra Ramsauer, Kronen Zeitung
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