Nacht voller Gewalt

Tote in Kenosha: Schoss „Bürgerwehr“ auf Demos?

Ausland
26.08.2020 12:37

Zu heftigen Ausschreitungen ist es in der Nacht auf Mittwoch in Kenosha im US-Bundesstaat Wisconsin gekommen. Dabei fielen auch Schüsse. Zwei Menschen wurden durch die Kugeln getötet, ein weiterer verletzt. Die Hintergründe sind unklar, die Polizei vermutet allerdings einen Zusammenhang mit selbst ernannten weißen Milizen, die sich als Reaktion auf die „Black Lives Matter“-Proteste formierten.

In den sozialen Netzwerken kursieren mehrere Bilder und Videos, die einen bewaffneten Mann mit grünem Shirt und Baseballkappe zeigen, der sich mit einem Gewehr einer Gruppe Demonstranten näherte. Zuvor waren wegen der Proteste nach dem Vorfall mit dem Afroamerikaner Jacob Blake, dem von Polizisten siebenmal in den Rücken geschossen worden war, mehrere militante Gruppierungen von Weißen auf der Straße aufgetaucht.

Videos der Schießerei zeigen, wie mehrere Personen auf einen offenbar bewaffneten Mann zustürmen, während dieser schießt. Einer der Getroffenen geht zu Boden. Sheriff David Beth teilte später US-Medien mit, zwei Menschen seien tödlich getroffen worden - einer in die Brust, ein anderer in den Kopf. Ein Dritter wurde in den Arm getroffen, er befindet sich nicht in Lebensgefahr.

Steckt „Bürgerwehr“ hinter tödlichen Schüssen?
Die Polizei prüft nun, ob die Schießerei mit dem Auftreten der weißen Milizen, die sich selbst als „Bürgerwehr“ bezeichnen, zusammenhängt. Man fahnde nach einem „Mann mit einer Langwaffe“, so Sheriff Beth. Aufgrund der Fotos, Videos und Personenbeschreibungen sei man zuversichtlich, den oder die Schützen bald dingfest zu machen, meinte der Polizeichef.

Die Behörden hatten zuvor eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. 300 bis 400 Demonstranten lieferten sich bereits die dritte Nacht in Folge Auseinandersetzungen mit der Polizei, die Tränengas einsetzte. Anders als in den vorangegangenen Nächten wurden aber offenbar keine Gebäude in Brand gesteckt.

Kinder saßen im Auto, als Blake angeschossen wurde
Der Fall Jacob Blake sorgt seit Tagen für Aufsehen. Ein Polizist hatte dem 29-Jährigen am Sonntag mehrfach aus nächster Distanz in den Rücken geschossen. Ein Video zeigt, wie Blake auf ein Auto zugeht, gefolgt von zwei Polizisten, von denen einer auf ihn schießt, als er die Autotür öffnet. Blake ist nach Aussage seiner Familie zumindest vorübergehend gelähmt.

„Es wäre ein Wunder, wenn Jacob Blake jemals wieder gehen würde“, sagte Ben Crump, der als Rechtsanwalt die Familie vertritt. Der sechsfache Vater habe versucht, einen Streit zwischen zwei Frauen zu schlichten. Ein Polizist habe insgesamt sieben Schüsse abgefeuert, davon hätten ihn vier getroffen, während drei Söhne im Alter von drei, fünf und acht Jahren im Auto saßen, erklärte Crump. Es gebe keine Hinweise, dass Blake bewaffnet gewesen sei. Die Polizei hat bis dato nicht erklärt, warum auf Blake geschossen wurde.

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