4000 Menschen in Quarantäne, sie hausen in Containern im Flüchtlingslager Vial auf der Insel Chios - bei brütender Hitze unter der griechischen Sonne: Aber nicht nur Corona hat sie auf ihrem illegalen Weg nach Europa gestoppt, sondern vor allem die griechischen Behörden. Die Lage ist angespannt: Griechenland wird der Situation nicht alleine Herr. Europa lässt den Staat im Stich, Österreich greift ein. Die „Krone“ machte sich ein Bild vor Ort (siehe Video oben).
Kalifa ist eine der 4000 gestrandeten Flüchtlinge im Camp auf Chios, wo andere am Meer die Seele baumeln lassen. Das Mädchen kommt aus Syrien und wollte mit ihrer Mutter ein neues Leben beginnen.
„Germany“, sagt sie leise durch ihre Schutzmaske. Kalifa steht zwischen den Baracken hinter mit Stacheldraht abgesicherten Eisengittern. Das Virus macht ihr keine Angst, nur ihre Zukunft. Ihr Vater Dielber und ihr Bruder Dipldam haben es in das aus ihrer Sicht gelobte Land geschafft: Deutschland. Sie und ihre Mama sitzen seit einem Jahr in Vial fest. Kalifa weint, krank sei sie, sagt die Syrerin und greift sich aufs Herz ...
Vielleicht ist ihr insgeheim bewusst, dass es kein Weiterkommen geben wird, nachdem sie beim Versuch, illegal über das Meer auf Chios - eine der fünf griechischen Flüchtlings-Hotspot-Inseln - zu gelangen, von der Küstenwache aufgegriffen worden ist.
Schlepper verlangen 5000 Euro für eine Überfahrt
Es ist die türkische Regierung, die in Sachen Migration ein „gefährliches Spiel“ spiele, heißt es. Menschen wird von einer „heilen Welt“ in Europa erzählt, und Schlepper machen das große Geschäft damit. Derzeitiger Kostenpunkt für eine (sinnlose) Überfahrt: 500 statt 5000 Euro! Denn in Griechenland ist Endstation.
Wir lassen die Griechen in dieser Situation nicht im Stich und unterstützen sie mit zwei Millionen Euro.
Innenminister Karl Nehammer (ÖVP)
Nehammer: „Wir lassen das Land nicht im Stich“
Trotzdem spitzt sich die Lage immer mehr zu. In den ersten Monaten heuer strandeten 500 Flüchtlinge pro Monat auf Chios - inzwischen sind es 3000. Wie berichtet, steht Österreich den Griechen zur Seite. „Wir lassen das Land nicht im Stich und sind jederzeit bereit, wieder Beamte unserer Spezialeinheit Cobra zum Schutz der EU-Außengrenze zu schicken“, sagt Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) beim Lokalaugenschein.
Griechenland dankt Nehammer
Zusätzlich werden zwei Millionen Euro fließen: für Gesundheits- und Hygieneversorgung der Flüchtlinge an der Grenze und auf den Inseln. Chios’ Bürgermeister Stamatis Karmantzis ist dankbar für Nehammers Unterstützung: „Sie zeigen Europa unsere Probleme auf - und unseren Kampf gegen die illegale Migration. Europa soll nach Griechenland schauen.“ Kalifa bekommt von alledem nichts mit in ihrer heißen Baracke. Sie träumt weiter vom neuen Leben.
Aus Griechenland berichtet: Sandra Ramsauer, Kronen Zeitung
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