Düstere Prognose

2020 übertrifft „Zecken-Superjahr“ schon jetzt

Österreich
27.08.2020 08:37

Das heurige Jahr übertrifft bereits jetzt das „Zecken-Superjahr“ 2018. Bis Ende August gab es schon mehr Fälle von FSME als vor zwei Jahren, wo ein rekordverdächtiger Wert festgestellt worden war. In Zukunft werden die gefährlichen Plagegeister sogar noch zunehmen - Schuld daran ist der Klimawandel.

Im „Zecken-Superjahr“ 2018 wurden 154 Erkrankte verzeichnet, die sich über das spinnenartige Insekt mit dem FSME-Virus angesteckt haben. Bis 25. August dieses Jahres zählte man bereits 205 gemeldete Fälle - vor zwei Jahren waren es bis zu diesem Zeitpunkt „erst“ 123 von insgesamt 154 Fällen. Im Vorjahr wurden 71 von insgesamt 116 Fällen bis zum Jahresende vermeldet.

Auch tropische Riesenzecke breitet sich bei uns aus
Bettina Pfausler, Leiterin der Neuro-Intensivstation an der Klinik Innsbruck, berichtete gegenüber orf.at, dass sie in 35 Berufsjahren noch nie so viele FSME-Fälle gesehen habe. Aber die Lage wird sich noch verschlimmern, kündigt Franz Allerberger, Leiter des Bereichs Humanmedizin in der Agentur für Ernährungssicherheit, an. Der Klimawandel sorgt nämlich dafür, dass sich auch die tropische Riesenzecke Hyalomma marginatum bei uns sehr wohlfühlt.

Der Gemeine Holzbock (li.) im Vergleich mit der Hyalomma-Zecke (Bild: Universität Hohenheim / IMB / Lidia Chitimia-Dobler)
Der Gemeine Holzbock (li.) im Vergleich mit der Hyalomma-Zecke

Die eingeschleppte Art kommt normalerweise in Afrika vor, jagt ihre Opfer aktiv und gilt als Überträgerin des Krim-Kongo- und ZeckenfleckfiebersDurch milde Winter überleben sie bereits auch die kalten Monate in unseren Breiten, wie der Parasitologe Georg Duscher dokumentieren konnte. Auch aus anderem Grund findet die Riesenzecke bei uns einen guten Lebensraum vor. 

Mehr Mäuse und Buchen begünstigen Zeckenpopulation
„Wir glauben, dass in den kommenden Jahren den von Zecken übertragenen Krankheiten größere Bedeutung zukommen wird, denn einerseits sorgt der Klimawandel mit milderen Wintern für eine Zunahme der Mäusepopulation“, dem wichtigsten Wirt für Zeckenlarven, erklärte Duscher. Außerdem gehe der Fichtenbestand deutlich zurück und jener der Buche nimmt deutlich zu - wobei die Frucht des Baumes, die Buchecker, wiederum Hauptnahrungsquelle für mausähnliche Tiere ist. „Je mehr Kleinnager, umso mehr Zecken“, lautet die Rechnung - und auch mehr von ihnen übertragene Krankheiten.

(Bild: Smileus/stock.adobe.com)

Neue Zecke bringt neue Krankheiten
Gegen das Krim-Kongo hämorrhagische Fieber (CCHF) gibt es im Gegensatz zu FSME keine Impfung. CCHF gefährde primär Mitarbeiter in Schlachtbetrieben, da die Zeckenart Hyalomma erst Rinder infiziere und sich dann bei der Schlachtung und Verarbeitung das Virus weiter auf den Menschen übertragen kann. Medizinisches Personal sei ebenfalls gefährdet, denn anfangs wirke CCHF wie ein fieberhafter Infekt, sei aber ansteckend wie Ebola, wenn es zu neuralgischem Fieber kommt.

Keine Impfung gibt es zudem gegen die von den heimischen Zecken übertragene Borreliose, die weitaus häufiger auftritt. Jede dritte bis vierte Zecke hat laut Duscher diesen bakteriellen Erreger, während FSME eher im Promille-Bereich auftritt. Borreliose ist wiederum vermeidbar, wenn der Körper rechtzeitig auf Zecken abgesucht und diese fachgerecht entfernt werden, andererseits kann im Falle der Krankheit diese auch mit Antibiotika behandelt werden, jedoch können im negativen Fall Nervensystem und Gelenke geschädigt werden.

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