Vom Herausgeber des „Kurier“ zum Möchtegern-Wallraff, der sich an Klingelspielen ergötzt - Helmut Brandstätter (NEOS) stürzte mit einem Kamerateam in die leeren Büros der nicht amtsführenden Wiener Stadträte. Die Frage: „Was machen Sie den ganzen Tag?“ Das wollte die „Krone“ von ihm auch wissen - aber seine Amtsstube war ebenso verwaist.
Da hat sich „Klingel-Brandy“ was ganz Besonderes einfallen lassen. Mit Komplizin Henrike Brandstötter platzte er etwa ins Büro von Vizebürgermeister Dominik Nepp (FPÖ), der gerade nicht anwesend war. Das Video ist an Skurrilität kaum zu überbieten: Während Brandstätter manisch an den Klingeln herumdrückt und sich am Bimmeln erfreut, rennt Brandstötter in den fremden Büros aufgescheucht im Kreis. Pinkes Fazit: Skandal, die teuren Stadträte sind nicht da.
krone.tv machte den Selbstversuch
Das können wir auch, dachte sich die „Krone“. Redakteurin Viktoria Graf machte sich am Montag mit einem Team von krone.tv auf den Weg zu Helmut Brandstätter. Kein leichtes Unterfangen, wohl aus Angst vor Bürgerkontakt ist seine Büroanschrift regelrecht geheim.
In der Doblhoffgasse läuten wir an. Und was passiert? Der Politiker mit dem hohen Nationalratsabgeordnetengehalt ist selbst nicht im Büro. Seine Sekretärin: „Im Kalender hab ich nichts.“ Verschwunden! Dann versuchen wir es beim Wiener NEOS-Chef Christoph Wiederkehr: keine Zeit, er muss sich auf ein Interview vorbereiten. Da haben sich die NEOS einen Wahlkasperl verdient!
Kommentar von Michael Pommer: Klingelstreich
Kein Politiker hat es verdient, dass Helmut Brandstätter unangekündigt vor der Tür steht. Der glücklose Ex-Herausgeber des „Kurier“ und heutige Möchtegern-Aufdecker der NEOS platzte vor Kurzem mit einem Kamerateam u.a. in das Büro von Dominik Nepp (FPÖ), um zu beweisen, dass nicht amtsführende Stadträte nicht in ihren Büros sind.
Eines gleich vorweg: Diese Proporz-Posten sind längst nicht mehr zeitgemäß. Nepp kassiert 9800 Euro pro Monat, die anderen Oppositions-Stadträte kommen immerhin auf 8900 Euro. Unter ihnen solche Lichtgestalten wie Ulrike Nittmann von der FPÖ, die den Spitznamen „Die Unsichtbare“ trägt, weil es in Wien mehr UFO-Sichtungen als Nittmann-Erscheinungen gibt.
Brandstätters peinliche Reality-TV-Posse zeigt gut, wie er tickt: Ein guter Politiker hat brav in seinem Büro zu sitzen. Um so zu denken, muss man eine besonders schwere Form der Bürger-Intoleranz entwickelt haben. Begleitet wurde er beim Dreh übrigens von der NEOS-Abgeordneten Henrike Brandstötter, die sich in ihrer Zeit als Pressesprecherin der Wiener ÖVP (2008-2011) komischerweise nie an den Proporz-Jobs gestoßen hat.
Wir haben den Spieß umgedreht und wollten Helmut Brandstätter unangekündigt in seinem Büro besuchen. Und siehe da, der Nationalratsabgeordnete war selbst „nicht anwesend“. Was also macht Brandstätter den ganzen Tag? Es bleibt ungeklärt.
Wenn Brandstätter wissen will, wie das Aufdecken von Missständen geht, sollte er NEOS-Kollegin Stephanie Krisper fragen. Sie hat im Ibiza-U-Ausschuss bewiesen, dass sie es kann.
Michael Pommer, Kronen Zeitung
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