Vor Ibiza-U-Ausschuss

Nervöse Zuckungen: Ein Gigant will nicht reden

Österreich
30.08.2020 06:00

Causa Ibiza und die Folgen: Novomatic-Gründer Johann Graf will aus gesundheitlichen Gründen nicht beim U-Ausschuss erscheinen. Parlamentarier wollen das nicht hinnehmen. Indes wird ein weiterer Schlüsselzeuge unter Druck gesetzt. Manche fürchten sich vor den Aussagen des Ex-Rapid-Goalies Peter Barthold.

Herr Graf gedenkt, nicht zu erscheinen. Der Milliardär und Gründer des Glücksspielgiganten Novomatic und einer der gefragtesten Leute im Untersuchungsausschuss rund um Ibiza und die Folgen (Ex-FPÖ-Chef Strache: „Novomatic zahlt alle“), sieht sich aus gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage, als Auskunftsperson in der Hofburg anzutanzen. Schon vor dem Sommer nicht und nun, am 9. September, der nächsten Einladung, ebenso wenig. Das lässt Johann Graf über seinen Anwalt Christoph Schrank der „Krone“ mitteilen.

Dabei wurde Graf neulich stundenlang in einem Gastgarten einer Pizzeria gesichtet, wie die „Krone“ berichtete. Doch im Ausschuss? Geht nicht. Auch nicht via Videoschaltung (Parlamentarier fordern dies bzw. eine amtsärztliche Untersuchung). Graf-Anwalt Schrank: „Laut Bundesverwaltungsgericht muss Prof. Graf aus gesundheitlichen Gründen nicht aussagen.“ Überdies sei ein Restaurantbesuch der Therapie nicht hinderlich, da die von Ärzten untersagte Stresssituation nicht vorliege.

(Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)

Angst vor dem Tormann
Ein weiterer Schlüsselzeuge, der indes darauf brennt auszusagen, ist Peter Barthold. Der Ex-Rapid-Tormann war 20 Jahre intensiv im Glücksspielbusiness engagiert („Ich kenne alles. Auch die Verbandelungen mit der Politik.“). Er war Partner von Novomatic. Man zerstritt sich. Barthold will reinen Tisch machen. Das sorgt für Nervosität. „Viele fürchten meine Aussagen.“ Von mehreren Seiten wolle man ihn dazu bringen, weder bei der ermittelnden Justiz noch vor dem Ausschuss seine Kenntnisse zu offenbaren. „Man versucht auch, mich zu diskreditieren. Ich sei spielsüchtig etc.“

Peter Barthold hat sich deshalb vor einigen Tagen die schriftliche Bestätigung der Casinos Austrias eingeholt, dass sein Spielverhalten nie bedenklich gewesen war. Sein letzter Besuch in den Casinos, an denen Novomatic bis vor Kurzem beteiligt war, datiert von 2016. Seine Aussage ist für den 30. September angesetzt. Weiters sollen schillernde Personen wie Immobilien-Tycoon Rene Benko und Baulöwe Hans Peter Haselsteiner im Herbst aussagen. Man darf gespannt sein.

Erich Vogl, Kronen Zeitung

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