Erdgasstreit eskaliert
Erdogan: „Wir sind bereit, Märtyrer zu werden“
Im Erdgasstreit im Mittelmeer hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan den Ton gegenüber Griechenland und Frankreich nochmals verschärft. „Wenn es ums Kämpfen geht, sind wir bereit, Märtyrer zu werden“, sagte Erdogan am Sonntag in einer Rede.
Die politisch Verantwortlichen in Athen und Paris seien „geldgierig“ und „inkompetent“, sagte Erdogan. „Die Frage ist: Sind diejenigen, die sich gegen uns im Mittelmeer auflehnen, zu den gleichen Opfern bereit?“
Scharfe Töne
„Akzeptiert das griechische Volk das Risiko, in dem es wegen seiner geldgierigen und inkompetenten Anführer ist?“, fragte Erdogan weiter. „Weiß das französische Volk um den Preis, den es wird zahlen müssen wegen seiner geldgierigen und inkompetenten Anführer?“
Ausdehnung der Territorialgewässer in der Ägäis?
Erdogan reagierte mit seinen Drohungen auf die Ankündigung Griechenlands vom vergangenen Mittwoch, seine Hoheitszone im - Italien zugewandten - Ionischen Meer von sechs auf zwölf Seemeilen auszudehnen. Über ein solches Vorhaben auch in der Ägäis sprach der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis nicht. Griechenland will die Türkei mit der begrenzten Ausdehnung nur im Westen nicht provozieren. Griechenland behält sich zwar das Recht vor, nach internationalem Recht auch anderswo seine Hoheitsgewässer auszudehnen, wann und wo ist aber unklar.
Griechenland: „Größenwahn“
Die Türkei drohte Griechenland für den Fall einer Ausdehnung seiner Territorialgewässer in der Ägäis offen mit einer militärischen Auseinandersetzung. „Wenn das kein Kriegsgrund ist, was denn sonst?“, sagte Vizepräsident Fuat Oktay der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge. Griechenland wies die Äußerungen als „Größenwahn“ zurück. Der griechische Energieminister Kostis Chatzidakis sagte am Sonntag im Sender Skai, die Türkei betreibe mit Kriegsdrohungen eine Politik wie im 19. Jahrhundert.
Ägäis als „griechisches Meer“
Hintergrund der Fehde ist der Streit um vermutete Erdgasvorkommen im östlichen Mittelmeer. Bereits 1995 hatte das türkische Parlament eine Ausdehnung der griechischen Hoheitsgewässer in der Ägäis zum Kriegsgrund für die Türkei erklärt. Sollte dieser Fall eintreten, würde diese wegen der zahlreichen griechischen Inseln quasi zu einem griechischen Meer. Die Türkei indes erkundet den Untergrund in Seegebieten, die von Zypern oder Griechenland beansprucht werden. Die türkische Regierung kündigte neue Schießübungen im östlichen Mittelmeer vor der türkischen Südküste an.
EU-Sanktionen im September?
Die Beziehungen zwischen den beiden NATO-Ländern sind deshalb extrem angespannt. Angesichts der Lage hat Frankreich als Zeichen seiner Unterstützung für Griechenland seine Militärpräsenz im östlichen Mittelmeer verstärkt. Die EU-Außenminister hatten am Freitag die Türkei ultimativ zum Dialog mit Griechenland aufgerufen. Andernfalls könne der EU-Sondergipfel am 24. September über weitere Strafmaßnahmen gegen die Türkei diskutieren. Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu sagte dazu: „Mit Sanktionen wird diese Sache nicht gelöst.“ Europa müsse ein „ehrlicher Vermittler“ sein.
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