Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat am Dienstag - wenige Tage vor dem Start der Corona-Ampel und dem Schulbeginn im Osten - ausführlich über den Stand der Dinge vor dem Eintritt in „Phase vier“ der Pandemie-Bekämpfung informiert. Er bedankte sich bei der Bevölkerung fürs Mitmachen bei den diversen Maßnahmen und zeigte Verständnis für so manchen „Grant“, wie er es ausdrückte: „Ich weiß, wie das an die Substanz geht.“ Phase vier werde heikel, doch schon um den Jahreswechsel könnte die Lage grundlegend anders aussehen, wagte der Minister eine Prognose.
„Gefühlt eine halbe Ewigkeit“ dauere die Pandemie nun schon an, nahezu seine gesamte Amtszeit sei von Corona geprägt gewesen, so Anschober. Die Krise habe „eine Größenordnung, wie wir sie seit 100 Jahren nicht gehabt haben“, berief er sich auf die WHO. Österreich sei bisher „vergleichsweise sehr gut“ durch die Pandemie gekommen, ermöglicht durch „eine Sternstunde des Zusammenhalts, ein Comeback der Solidarität, ein neues Miteinander“.
Gewagte Prognose: Im Sommer 2021 alle Impfwilligen geimpft?
Für das kommende Jahr lehnte sich Anschober „weit hinaus“, wie er selbst sagte: Im „Jänner, Februar“ könnte man mit ersten Impfungen starten, sofern zwei Faktoren gegeben seien: dass „die Zusagen der Produzenten eingehalten und die Marktzulassungen rechtzeitig erteilt werden“. Ein Impf-Start im Jänner wäre ein „optimaler Zeitpunkt“, zumal sich dann „Corona und Grippe mischen“. Bis Sommer 2021 könnten unter diesen Voraussetzungen alle Österreicher, die sich impfen lassen wollen, geimpft sein, so Anschober.
„Kaum Verändung“ in Krankenhäusern - „das ist gut“
In den vergangenen Wochen war die Zahl der Corona-Fälle im Land wieder stark gestiegen, zuletzt wurden bis zu 400 Neuinfektionen pro Tag gemeldet. Auch hier ortete Anschober eine Trendwende: Die Zahlen seien am Sinken, aktuell liegen sie bei 204. Vor allem gebe es bei den Hospitalisierungen und den Betroffenen auf Intensivstationen „kaum eine Veränderung“, auch die Sterblichkeit sei deutlich zurückgegangen. „Das ist gut.“
In der nunmehr startenden Phase vier sei trotz der derzeit kontrollierbaren Situation erhöhte Vorsicht geboten, denn, das hätten die Pandemien der Vergangenheit gezeigt: „Die zweite Welle ist die stärkere.“ Eine solche gelte es zu vermeiden, auch wenn das Ansteckungsrisiko in den kommenden Monaten - kältere Temperaturen, mehr Aufenthalt in geschlossenen Räumen - steigen werde. Besonders die „zentralen Basismaßnahmen“ stünden im Vordergrund: Hygiene, Abstandhalten, Mund-Nasen-Schutz.
Rot ist nicht gleich Lockdown
Phase vier werde mehrere Monate dauern und besonders „herausfordernd“, da Corona mit anderen Infektionskrankheiten zusammentreffe. Da reiche es nicht mehr aus, täglich die Infektionszahlen bekannt zu geben, eine „viel breitere Risikoanalyse“ sei erforderlich. Hier kommt die Ampel ins Spiel, die auf insgesamt vier Faktoren aufbaut. Jeden Freitag werde „transparent“ informiert - und allenfalls neue Maßnahmen verhängt. „Wundern Sie sich nicht, wenn wir nicht gleich bei der ersten Schaltung einen Alarm ausrufen“, so Anschober bezüglich der Premiere am kommenden Freitag. Und selbst wenn ein Bezirk auf Rot springen sollte, bedeute das noch keinen Lockdown.
Licht am Ende des Tunnels - aber der ist noch lang
In der Vorwoche hatte bereits Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) Optimismus versprüht und gemeint, der nächste Sommer könnte ein annähernd normaler werden, sofern die Maßnahmen greifen, von der Bevölkerung beherzigt werden und die Impfstoff-Entwicklung weiter in diesem Tempo voranschreite. Im ORF-„Sommergespräch“ am Montag ließ er dann durchklingen, dass in den nächsten Wochen noch durchaus mit Verschärfungen zu rechnen sei.
Video: Kurz sieht „Licht am Ende des Tunnels“
Große Corona-Runde am Mittwoch: Kommen Verschärfungen?
Am Mittwoch wolle man in großer Runde - Kurz, Anschober, Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) und Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) - über den Eintritt in Phase vier beraten und gegebenenfalls schärfere Maßnahmen verkünden. Die Rede ist von einem erneuten Einschränken der sozialen Kontakte. Über Details schwiegen sich sowohl Kurz als auch Anschober bisher aus.
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