Skoda läutet eine neue Ära ein: Der jetzt vorgestellte Enyaq ist das erste Elektro-SUV der Tschechen - und wurde nun sogar vor dem Wolfsburger Pendant VW ID.4 präsentiert.
Kodiaq, Karoq, Kamiq - alle Skoda-SUV fangen mit K an und enden auf Q. Bis jetzt. Mit dem Enyaq läuten die Tschechen im 125. Jahr ihres Bestehens aber nicht nur in der Nomenklatura eine neue Ära ein: Der jetzt in Prag enthüllte Hochbeiner ist Skodas erstes Elektro-SUV und der eigentliche Startschuss der Marke ins E-Zeitalter.
Zwar stromert bereits der Kleinstwagen Citigo durch die Straßen und Octavia und Superb fahren auch als Plug-in-Hybrid vor. Doch der am Stammsitz in Mladá Boleslav produzierte Enyaq ist das erste von Grund auf als reines Elektroauto angelegte Modell.
Die Technik haben die Tschechen freilich nicht selbst entwickelt; sie bedienten sich am VW-Konzernregal und nutzen den Modularen Elektrobaukasten (MEB), der erst kürzlich im VW ID.3 sein Debüt gab. Dank der modularen Plattform ist der Größenunterschied kein Problem: Während der ID.3 mit 4,26 Meter Länge im Kompaktsegment angesiedelt ist, trumpft der Enyaq mit 4,65 Meter auf; so lang wird übrigens auch sein VW-Bruder ID.4 ausfallen, der angeblich noch dieses Jahr auf den Markt kommen soll.
Riesiger Innenraum mit 13-Zoll-Display
Das eigentliche Highlight sind die fast 2,80 Meter Radstand, die dem Enyaq bei Octavia-Außenmaßen ein Platzangebot im Innenraum wie beim größten SUV Kodiaq beschert. Das ist selbst für Skoda-Verhältnisse außergewöhnlich. Dazu kommt rund 600 Liter Stauraum hinter den Rücksitzen. Möglich macht das die ausschließliche Auslegung als Elektroauto und der damit einhergehende komplette Verzicht auf konventionelle Antriebe. Verbrennungsmotor, ein ausladendes Getriebe, Ölwanne und Co. - all das muss nirgends untergebracht werden, stattdessen kommt der Platz den Passagieren zugute.
Überhaupt zeigt sich der Skoda im Innenraum einmal mehr von seiner besten Seite. Das Cockpit, das in verschiedenen Designs bestellbar ist, wirkt aufgeräumt und edel; Verarbeitung und Materialauswahl geben bei den Tschechen sowieso keinen Grund zur Kritik. Hinter dem Lenkrad sitzen digitale Instrumente, in der Mittelkonsole gibt’s reichlich Ablagen und nur noch wenige Tasten. Obenauf thront ein großer 13-Zoll-Touchscreen (optional, Serie zehn Zoll) mit moderner Smartphone-Menüführung. Über eine App lässt sich auch von außerhalb des Fahrzeugs etwa der aktuelle Akkustand abfragen oder die Klimatisierung fernsteuern.
Doch nicht nur der Innenraum überzeugt: Auch mit der Karosserie ist dem neuen Chef-Designer Oliver Stefani ein Wurf gelungen. Das war nicht unbedingt selbstverständlich, schließlich hat sein Vorgänger Jozef Kaban, der - nach einem Abstecher zu BMW - jetzt in Wolfsburg das Design bei Volkswagen verantwortet, große Fußstapfen hinterlassen. Stefani ist es gelungen, das Skoda-Erbe hochzuhalten und gleichzeitig neue Akzente zu setzen. Allein die neuen Elektro-Proportionen - kurze Haube, langer Radstand - gaben dem Designer die Möglichkeit, dem Enyaq einen individuellen Touch zu verpassen. Auffällig sind die stark konturierte Motorhaube, das aufgeräumte, die 1,90 Meter Breite betonende Heck, und vor allem der beleuchtete Kühlergrill - wenngleich die kristallinen Längsstreben hierzulande lediglich im Stand erstrahlen dürfen. Skoda hat auch seine typischen Simply-Clever-Lösungen (Regenschirm in der Tür, Parkscheinhalter an der Scheibe,…) ins E-Zeitalter übertragen und unter anderem einen Ladekabel-Reiniger entwickelt.
Skoda hält eine erstaunlich große Antriebs-Palette bereit; auch hier profitieren die Tschechen von der modularen Baukasten-Architektur. Die Basis-Version Enyaq iV 50 fährt mit einem 109 kW/150 PS starken E-Motor, Heckantrieb und einem 55-Kilowattstunden-Akku vor, der genug Strom für 340 Kilometer speichern soll. Im zweiten Schritt (Enyaq iV 60) packt Skoda einen Akku-Riegel an die von den Ingenieuren „Schokoladentafel“ genannte Batterie ran und steigert die Kapazität so auf 62 Kilowattstunden. Die Reichweite steigt auf 390 Kilometer, dazu gibt es einen 132 kW/180 PS-Motor.
Stärkstes 2WD-Modell ist der Enyaq iV 80 mit 150 kW/204 PS und einer 82-Kilowattstunden-Batterie, die für bis zu 510 Kilometer gut sein soll. In Kombination mit dem großen Akku-Pack bietet Skoda allerdings auch noch zwei Allrad-Versionen an, bei denen ein zusätzlicher E-Motor an der Vorderachse mitarbeitet. Motorenseitig leisten die 4x4-Modelle entweder 195 kW/265 PS (Enyaq iV 80x) oder als sportliche Enyaq-RS-Version 225 kW/306 PS. Letztgenannter darf bis zu 1,4 Tonnen an den Haken nehmen und soll den Enyaq in 6,2 Sekunden auf Tempo 100 bringen. Die RS-Vmax liegt bei Tempo 180, die anderen werden bei 160 km/h abgeregelt.
Adäquat flott geht das Laden. Eine entsprechende 125-Kilowatt-Gleichstrom-Ladesäule vorausgesetzt, kann der Enyaq den 82-kWh-Akku in 38 Minuten zu 80 Prozent mit Strom vollpumpen. An einer AC-Wallbox saugt das SUV mit bis zu 11 kW Strom. Typisch für die Marke: Den Ladeanschluss für zu Hause kann man gleich bei Skoda mitbestellen.
Der Bestellstart in Österreich ist für Oktober vorgesehen. Preise werden noch nicht veröffentlicht, lediglich grobe Anhaltswerte: So soll das Einstiegsmodell iV 50 unter 35.000 Euro kosten, der iV 60 unter 40.000 Euro und der iV 80 unter 45.000 Euro. Ausgeliefert wird ab Frühjahr. Im Sommer folgen dann noch die zwei Allradversionen iV 80x und RS. Für die beiden gibt es noch keinen Preisrahmen, lediglich den Hinweis darauf, dass die Preise grob auf dem Niveau des Skoda Kodiaq liegen.
(SPX)
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