Mozilla hat‘s probiert

Was der Browser-Verlauf alles über uns User verrät

Digital
03.09.2020 09:40

Wer durchs Internet surft, erzeugt einen Verlauf, in dem der Browser die besuchten Seiten protokolliert. Das ist praktisch, wenn man eine Seite später nochmals aufrufen will, macht den Nutzer aber auch gläsern. 50 bis 150 besuchte Seiten genügen, um ein eindeutiges Profil anzulegen, das für Werbetreibende ausgesprochen ausgesprochen wertvoll sein kann.

Das berichtet „ZDNet“ unter Berufung auf den Browserhersteller Mozilla. Der hat in einer Studie untersucht, wie es um die Privatsphäre bei Browser-Verläufen steht - und zeigte, dass die allermeisten Internetnutzer einzigartige Surf-Vorlieben haben, die im Verlauf lückenlos erfasst werden und es möglich machen, einen Nutzer anhand seines Verlaufs zu identifizieren.

Verlauf macht so gut wie jeden identifizierbar 
Für die Untersuchung hat Mozilla von Mitte Juli bis Mitte August 2019 Firefox-Nutzer eingeladen, ihren Browserverlauf anonym hochzuladen - und zwar zweimal im Abstand einer Woche. Die Daten wurden ausgewertet, wobei man feststellte, dass 99 Prozent der Browserverläufe die eindeutige Identifizierung des Nutzers ermöglichen. Zum Beweis verglich man die zu Beginn des Tests und eine Woche später hochgeladenen anonymisierten Verläufe und hatte kein Problem damit, die Nutzer beim zweiten Mal auf Basis der beim ersten Mal hochgeladenen Verläufe zu identifizieren.

Insgesamt 52.000 Firefox-Nutzer machten bei dem Experiment mit und lieferten dem Browserhersteller Daten zu 35 Millionen Website-Aufrufen und insgesamt 660.000 bei den Nutzern beliebten Domains. Es handelte sich um eine Folgeuntersuchung zu einer bereits 2012 veröffentlichten Mozilla-Studie, in der schon einmal erforscht wurde, wie viel der Browserverlauf über die Nutzer verrät. Damals ließ man die besuchten Seiten noch über eine Website ermitteln, was weniger präzise ist als der direkte Upload des Verlaufs. Trotzdem konnten schon damals 97 Prozent der Verläufe einem Nutzer zugeordnet werden.

(Bild: APA/EPA/Daniel Naupold)

Man muss den Verlauf gar nicht hochladen
Nun lädt der Internetnutzer normalerweise nicht seinen kompletten Browser-Verlauf zur Analyse hoch. Muss er allerdings auch gar nicht: Werbetreibende haben längst Mittel und Wege gefunden, die von einer Person besuchten Websites auch auf anderen Wegen zu verfolgen - etwa mit Social-Media-Widgets, Tracking-Plugins, neugierigen Werbeannoncen und diversen anderen Tricks. Auch mit diesen Daten lässt sich ein Verlauf der von einem Nutzer besuchten Seiten erzeugen, der diesen dann wiederum identifizierbar und zum dankbaren Empfänger personalisierter Reklame macht.

Hinzu kommt: Der im Browser gespeicherte Verlauf ist in aller Regel nicht besonders gut abgesichert und kann von anderen Programmen angezapft werden. So geschehen etwa ungefragt bei der Installation des neuen Microsoft Edge auf Chromium-Basis, der sich zuerst alle Daten des bisherigen Standardbrowsers inklusive Verlauf holt - und den Nutzer erst dann um Erlaubnis fragt, ob er die Daten auch tatsächlich importieren darf. In der Vergangenheit machte zudem manch Browser-Add-on Schlagzeilen, das den Verlauf anzapfte. Und auch für Computerviren ist der Verlauf mit all den intimen Surf-Geheimnissen ein gefundenes Fressen.

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