Weil er das Islamische Kulturzentrum Graz (IKZ) für ein „Tarnprojekt für die wuchernde islamistische Szene“ hält, steht Martin Sellner - einst Identitäre, jetzt „Bewegung Österreich“ - wegen Ehrenbeleidigung vor Gericht in Wien. Und es prallen wirklich Ansichten, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, aufeinander.
Richter Alexander Sackl sagt es unumwunden ehrlich: „Mir ist dieser wechselseitige Meinungs-Terror zutiefst zuwider!“ Und er warnt explizit vor „Auseinandersetzungen in, um und vor dem Sitz des Zentrums und der Moschee in Graz“.
Gerade, dass Herr Rat den Finger nicht erhebt - und um einen solch erhobenen Zeigefinger sollte es die nächsten zwei Stunden im Justizzentrum Wien gehen.
Eindeutiger IS-Gruß?
Denn, so Sellner, auf der Homepage des IKZ seien Gruppenfotos Jugendlicher zu sehen, die „diesen eindeutigen IS-Gruß“ zeigen - der Zeigefinger der rechten Hand wird in die Höhe gehalten. Was man seitens des IKZ für einen ausgemachten Blödsinn hält.
„Ich musste erst einmal recherchieren, was er überhaupt meint“, so der Obmann des islamischen Vereins. Um sich gleich darauf zu ärgern: „Man nimmt etwas, was üblich ist, und versucht es einer radikalen Gruppe zuzuordnen. Wenn wer die deutsche Flagge zeigt, ist er ja auch nicht automatisch Pegida-Anhänger. Und dieser erhobene Finger steht in unserer Religion nur für ,Allah ist groß’“.
„Immer wieder Hassprediger zu Gast“
Sellner und dessen Anwalt Bernhard Lehofer wollen Islamexperten als Zeugen sehen, die diese Moschee „schon lange im Visier haben, weil hier immer wieder Hassprediger zu Gast sind“. Womit man mitten in der Religionsdebatte landet.
Ein Vergleichsversuch von Richter Sackl scheitert, auch wenn er den Wiener Fußballverein Rapid als Quasi-Religion heranzieht: „Na, ich weiß nicht, ob alle folgen würden, könnte man das Stadion nur mit einem vom Verein vorgeschriebenen Vogelkäfig am Kopf betreten.“ Vertagt.
Gabriele Gödel, Kronen Zeitung
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