Zwei, drei oder gar vier Kameras zählen bei Smartphones inzwischen zum Standard. Doch was leisten diese wirklich? Die Fachzeitschriften connect und Colorfoto sind dieser Frage auf den Grund gegangen und haben die Kameras 20 aktueller Smartphones genauer unter die Lupe genommen, wobei jede der zwei bis vier verbauten Optiken separat beurteilt wurde - auch hinsichtlich der Eignung für verschiedene Lichtverhältnisse.
Die häufig auch Normalobjektiv genannte Weitwinkeloptik wurde für den Test mit höchster und Standardauflösung erfasst. In die Testnote ging die beste verfügbare Bildqualität ein. Zudem wurde das Zweifach-Zoom bewertet - wenn vorhanden als optischer Zoom, alternativ als digitaler. Auch ein höherer Zoom (3x, 5x, ...) floss in das Testergebnis ein, wobei jede Konstellation unter drei verschiedenen Lichtbedingungen erfasst wurde.
Auflösung, Farbtreue, Bildrauschen, unerwünschte Bildartefakte, Kantenpräzision (Farbsäume, Kantenoptimierung) und Helligkeitsunterschiede wurden zudem über 30 Felder auf Testcharts gemessen. Dabei wurden Details wie die Auflösung auch richtungs-, orts-, kontrast- und objektabhängig bestimmt. So kamen bei einem gut ausgestatteten Smartphone-Kamera-Array knapp 450.000 Messwerte zusammen, die von einer eigens programmierten Software auf rund 1400 Qualitätsparameter verdichtet und bewertet wurden.
Heraus kam am Ende ein Wert für die Qualität jedes Objektivs und ein Gesamtwert, der alle Objektive berücksichtigt und für die Kameraqualitäten des jeweiligen Smartphones als Ganzes steht. Um die Nutzungsgewohnheiten realistisch abzubilden, wurden die Ergebnisse unterschiedlich gewichtet: Ultraweitwinkel (10 Prozent), Weitwinkel (30 Prozent), Zwei-fachzoom (30 Prozent), lange Telebrennweite (30 Prozent).
Huawei P40 Pro führt Ranking an
Ergebnis: Mit dem Huawei P40 Pro (86 Punkte, „sehr gut“) führt das Flaggschiff der Chinesen das Benchmark-Ranking an. Lässt man das Schwestermodell P40 (Platz 2, 85 Punkte, „sehr gut“) außen vor, ist der Vorsprung gegenüber der Konkurrenz deutlich. Besonders mit dem Ultraweitwinkel spielt das P40 Pro seine Stärken aus, der hochauflösende 40-Megapixel-Sensor schlägt voll auf die Qualität durch: Die Darstellung kontrastarmer Strukturen gelinge keiner anderen Optik so gut und so konstant in allen Lichtsituationen, urteilen die Tester. Zudem sähen die Randbereiche für ein Superweitwinkel richtig gut aus, es gebe kaum Verzeichnungen, die Vignettierung sei niedrig. Auch der 50-Megapixel-Hauptsensor zählt zu den besten seiner Klasse.
Das Kamerasystem des Oneplus 8 Pro (Platz 3, 79 Punkte, „sehr gut“) beeindruckt mit zwei hochauflösenden 48-Megapixel-Sensoren. Der in der Hauptoptik verbaute Sony IMX689 gehört mit 1/1,43 Zoll zu den größten seiner Art. Die Bildqualität „überzeugt auf ganzer Linie, selbst bei wenig Licht bleiben viele feine Strukturen erhalten“, so das Fazit. Und weil das Oneplus sehr zurückhaltend nacharbeite, „entsteht ein natürlicher Bildeindruck, der sich sehr nah am Original bewegt“. Das Zweifach-Zoom könne das hohe Niveau allerdings nicht halten. Besser sei es, die Telebrennweite zu nutzen, die dreifach vergrößert.
Ebenfalls mit „sehr gutem“ Ergebnis schnitten folgende Smartphones ab: Xiaomi Mi Note 10 (78 Punkte), Oppo Find X2 Pro (77 Punkte), Samsung Galaxy S20+ (75 Punkte) und Honor 20 Pro (75 Punkte).
iPhone 11 Pro Max „enttäuscht“
Eine „enttäuschende Leistung“ bot dagegen das Apple iPhone 11 Pro Max, das im Bereich kurzer und langer Brennweite deutlich der Konkurrenz hinterherhinke. So reichte es nur zur Gesamtnote „befriedigend“ mit 52 Punkten. Auf ein Vielfach-Zoom-Objektiv, wie es bei anderen Herstellern schon verfügbar sei, müssten iPhone-Käufer weiterhin warten. Auch dem Google Pixel 4 XL fehlen dem Urteil der Tester nach Ultraweitwinkel und Telebrennweite, um unter allen Aufnahmebedingungen gute Resultate zu erzielen („befriedigend“, 50 Punkte).
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