Lukaschenko behauptet:

„Giftanschlag auf Nawalny vom Westen vorgetäuscht“

Ausland
03.09.2020 16:48

Der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko hat nach eigenen Angaben Beweise dafür, dass der Giftanschlag auf den russischen Kreml-Kritiker Alexej Nawalny vom Westen vorgetäuscht worden sei. Seine Geheimdienste hätten demnach ein Telefonat zwischen Berlin und Warschau abgefangen, aus dem dies eindeutig hervorgehe, sagte Lukaschenko am Donnerstag.

Damit solle Moskau von einem Eingreifen in Weißrussland abgehalten werden. „Es gab keine Vergiftung von Nawalny“, sagte Lukaschenko bei einem vom Fernsehen übertragenen Treffen mit dem russischen Ministerpräsidenten Michail Mischustin in Minsk.

Der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko und Russlands Premierminister Michail Mischustin trafen sich am Donnerstag in Minsk. (Bild: AP)
Der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko und Russlands Premierminister Michail Mischustin trafen sich am Donnerstag in Minsk.

„Sie taten es - ich zitiere -, um den russischen Präsidenten Wladimir Putin davon abzuhalten, seine Nase in die Angelegenheiten von Weißrussland zu stecken.“ Weitere Einzelheiten nannte er nicht, kündigte aber an, eine Abschrift des abgehörten Telefonats den russischen Geheimdiensten zur Verfügung zu stellen.

Ein Archivfoto Alexej Nawalnys vom September 2019, das den prominenten Putin-Kritiker bei einer Rede während einer Demonstration in Moskau zeigt. (Bild: AFP)
Ein Archivfoto Alexej Nawalnys vom September 2019, das den prominenten Putin-Kritiker bei einer Rede während einer Demonstration in Moskau zeigt.

Nawalny-Vertrauter über Lukaschenko: „Lächerliche Behauptung“
Nawalnys Vertrauter Leonid Wolkow wies Lukaschenkos Behauptung als „lächerlich“ zurück. Dem russischen Ministerpräsidenten warf er vor, sich mit seiner Beteiligung an „diesem Zirkus“ zum Komplizen des „versuchten Mordes“ zu machen.

Polizeipräsenz vor der Berliner Charité (Bild: APA/AFP/JOHN MACDOUGALL)
Polizeipräsenz vor der Berliner Charité
Deutsche Polizisten stehen vor der Berliner Charité Wache, wo der Kreml-Kritiker Alexej Nawalny derzeit nach einer möglichen Vergiftung im Koma liegt. (Bild: AFP)
Deutsche Polizisten stehen vor der Berliner Charité Wache, wo der Kreml-Kritiker Alexej Nawalny derzeit nach einer möglichen Vergiftung im Koma liegt.

Lukaschenko schwer unter Druck
Lukaschenko sieht sich seit der umstrittenen Präsidentschaftswahl vom 9. August wachsendem Druck ausgesetzt. Zehntausende Weißrussen gehen seit Wochen gegen den seit 26 Jahren herrschenden Präsidenten auf die Straße, werfen ihm Wahlfälschung vor und fordern Neuwahlen. Putin hatte Lukaschenko in der vergangenen Woche militärische Unterstützung in Aussicht gestellt, sollte sich die Lage weiter zuspitzen. Die NATO rief Russland auf, sich nicht in die Angelegenheiten des Nachbarlandes einzumischen.

Merkel: „Nawalny sollte zum Schweigen gebracht werden“
Nawalny war am 22. August mit Vergiftungserscheinungen aus Russland zur ärztlichen Behandlung nach Berlin geflogen worden. Er wird seither in der Universitätsklinik Charité behandelt. Die deutsche Bundesregierung teilte am Mittwoch mit, der Kreml-Kritiker sei „zweifelsfrei“ mit einem chemischen Nervenkampfstoff der Nowitschok-Gruppe vergiftet worden. Bundeskanzlerin Angela Merkel verurteilte den „versuchten Giftmord“ scharf. „Nawalny sollte zum Schweigen gebracht werden“, sagte sie am Mittwoch ungewohnt deutlich. Gemeinsam mit den Partnern in der EU und der NATO solle nun über eine „angemessene“ Reaktion entschieden werden.

(Bild: APA/AFP/POOL/MARKUS SCHREIBER)

Kreml-Sprecher: „Der Fall bringt niemandem Vorteile“
Russland wies am Donnerstag erneut jede Verantwortung für den Anschlag zurück. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte laut Nachrichtenagentur Tass: „Es gibt keinen Grund, dem russischen Staat etwas vorzuwerfen.“ Er sehe deswegen auch keinen Anlass für irgendwelche Sanktionen, die gegen Russland verhängt werden könnten. Peskow sagte weiter, dass der Fall niemandem Vorteile bringe. Es gebe keinen Anlass für eine Erklärung des Staatschefs, zudem seien auch keine Gespräche mit Merkel dazu geplant.

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