Vielleicht wäre man besser zu Hause geblieben und hätte sich auf YouTube den legendären "ZiB2"-Auftritt Ottos bei Ingrid Turnher aus dem Jahr 1997 angesehen, als das Match Unterhaltungsprofi gegen Informationsprofi eindeutig zugunsten des außer Rand und Band geratenen Komikers ausging. Dann hätte man nicht live miterleben müssen, dass es zwar durchaus rührend sein kann, wenn sich ein mittlerweile 62-Jähriger seine demonstrativ unbeschwerte Kindlichkeit bewahrt, seine Performance jedoch an Tempo und Präzision deutlich eingebüßt hat. Einst geniale Unterhaltungsnummern wie "Robin Hood", Ottos Fernsehkoch-Auftritt, sein Englischkurs oder der Duett-Gesang mit den schwulen Schlümpfen, die er in seinem Best-Of mit dabei hat, haben deutlich Patina angesetzt und an Schwung verloren.
Aufgefrischt hat er vor allem seine Cover-Versionen, mit denen er den Großteil des über zweistündigen Programms bestreitet. Mit verballhornten Nummern von Unheilig, Lady Gaga oder Song Contest-Siegerin Lena Meyer-Landrut beweist er, dass er noch nicht zum alten Eisen gehört und musikalisch durchaus was drauf hat, mit Falco und Wolfgang Ambros und einigen schlüpfrigen Extra-Willkommensgrüßen von Besuchern aus Kleinhaugsdorf bis Hinterbrühl, dass er sich auch in Österreich auskennt. Ein gekonnt geknautschtes "16er-Blech" macht Otto beinahe zum "Ehren-Ottokringer".
Überhaupt liebt Otto seine österreichischen Fans, und diese lieben ihn. Nicht nur bei seiner simultan übersetzten Version des unsterblichen Ambros-Hits "Schifoan" tobt die Halle, auch sonst fressen ihm die Massen nicht nur als (im Sherwood Forest für Teile des unheimlichen Live-Soundteppichs verantwortlichen) Schakale, die auf seinen Ruf "Hallo, Schakale!" gehorsam "Hallo, Otto!" heulen, aus der Hand. Als Dompteur der Zuschauer ist Otto unerreicht. Ansonsten erinnert ein kurzer, entzückender Handpuppen-Auftritt des Faultiers Sid (dem Otto in den "Ice Age"-Zeichentrickfilmen seine prägnante Synchronstimme geliehen hat), dass Otto sich als Komiker immer wieder neu erfunden hat. Auf der Live-Bühne steht diese Wiedergeburt noch aus.
von Wolfgang Huber-Lang, APA
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