Das soziale Netz in Wien hat die Auswirkungen der Corona-Krise weitestgehend gut abgefedert. Doch nach vielen Jahren schleppender Reformen ist vor allem der Pflegesektor nun selbst ein „Patient“.
In Wien profitieren alle Menschen je nach Lebens- und Einkommenssituation in unterschiedlicher Intensität von sozialstaatlichen Leistungen. Sei es die Familienbeihilfe, der Gratis-Kindergarten oder die Arbeitslosenversicherung. Wie wichtig das soziale Netz ist und dass es in Wien (noch) hält, hat die Corona-Krise gezeigt. So hat sich die Zahl der Bezieher der Mindestsicherung von März (129.576) bis Juli (133.599) stark erhöht. „In Wien zählen Solidarität und Miteinander. Wir bieten allen Menschen Sicherheit, auch jenen, die nicht zu den ,Leistungsträgern‘ zählen“, betont Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ).
Lebenserwartung steigt stetig
„Die Corona-Krise ist ein Stresstest für Menschen in Not, aber speziell auch für alte und pflegebedürftige Menschen in der Stadt“, findet Caritas-Geschäftsführer Klaus Schwertner. Die Österreicher werden nämlich immer älter. Die durchschnittliche Lebenserwartung einer Frau liegt bei 83,4 Jahren, bei Männern bei 78,6 Jahren. Die Zahl der Pflegegeldbezieher hat sich bereits in den letzten 14 Jahren massiv erhöht. 2006 waren es noch 66.000, im Jahr 2018 bereits fast 86.000 Bezieher.
In zehn Jahren werden 9121 zusätzliche Pflegekräfte in Wien gebraucht. „Aus diesem Grund hat die Stadt Wien weitere 2750 Ausbildungsplätze geschaffen“, so Hacker.
Beruf unbedingt aufwerten
„Im Fokus der Stadtregierung muss aber auch die Förderung von mehr teilstationären Einrichtungen, Tageszentren sowie der mobilen Pflege stehen“, plädiert Seniorenbund-Chefin Ingrid Korosec (ÖVP). Um den Pflegebedarf in Wien also auch in Zukunft stemmen zu können, gibt es noch einiges zu tun. Der Beruf muss unbedingt aufgewertet werden: Eine Pflege-Lehre, angemessene Bezahlung und Anerkennung für einen Berufsstand, der psychisch und physisch enorm belastend ist.
Viktoria Graf, Kronen Zeitung
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