Schöne Gespräche an schiachen Orten - diesmal mit Stadt-Vize Dominik Nepp (FPÖ).
„Krone“: Herr Vizebürgermeister, die „Krone“ fragt alle Spitzenkandidaten, welcher Ort in Wien für sie der hässlichste ist. Sie haben zu einer Fahrt mit der U6-Linie geladen. Was ist denn so schlimm?
Dominik Nepp: Es ist das auf Schienen fahrende Versagen der roten Integrationspolitik. Ich höre immer von Bürgern, dass sich das Gesicht Wiens verändert hat und das manifestiert sich, wenn man mit der U6 fährt. Entlang der Linie gibt es viele Hotspots: die starke Alkoholikerszene beim Bahnhof Floridsdorf, dann Drogenkriminalität und Obdachlosigkeit beim Josi bei der Josefstädter Straße und täglichen Spritzentausch bei der Suchthilfe am Gumpendorfer Gürtel.
Sehen Sie an der Fahrt mit der U6 etwas Positives?
Wir haben einen klimatisierten Zug gehabt.
Sie haben sicher ein Konzept für die U6 vorbereitet.
Wie am Praterstern braucht es ein Alkoholverbot in Floridsdorf, und unser Ansatz ist es, Drogenzentren an den Stadtrand umzusiedeln. Ich sehe nicht ein, dass Kinder, die mit den Öffis zur Schule fahren, von Drogensüchtigen belästigt werden.
Bei dieser Interviewserie soll mehr Ihre Person und weniger Ihre Politik im Fokus stehen. Schlagen wir da die Brücke. Sie sind verheiratet und haben zwei Töchter. Wie geht es Ihnen, wenn sie mit den Öffis fahren?
Meine Töchter sind neun und zehn Jahre alt. Jetzt geht es auf das Gymnasium und wir versuchen, dass sie selbstständig mit den Öffis fahren. Vielleicht fahre ich aber am Anfang das eine oder andere Mal in einem anderen Waggon mit (lacht).
Was ist Ihnen heilig?
Meine Familie!
Und welche Werte schätzen Sie an ihren Freunden?
Verlässlichkeit. Ehrlichkeit. Und Pünktlichkeit. Ich bin ein sehr pünktlicher Mensch. Weil ich Pünktlichkeit auch als Höflichkeit empfinde.
Aber zu unserem Termin sind Sie zu spät gekommen.
Ja, das ist mir eh unangenehm. Wir waren im Stau.
Was mögen Sie gar nicht?
Oberflächlichkeit.
Sind Sie ein Mensch, der verzeihen kann?
Ja, jeder Mensch macht einmal einen Fehler. Den hat auch jeder Freund bei mir frei. Aber wenn es dauernd zulasten einer Person geht, muss man die Freundschaft hinterfragen.
Können Sie Heinz-Christian Strache verzeihen?
Ich bin ja nicht böse. Es ist nur eine maßlose Enttäuschung, dass jemand, der immer die Ansprüche gestellt hat, es besser zu machen, die gleichen Fehler macht wie die Großparteien Rot, Grün und Schwarz. Er ist Teil des Systems geworden.
Können Sie sich vorstellen, sich mit Heinz-Christian Strache zu vertragen?
Wenn man die eigene Truppe so hintergeht, da hört sich die Freundschaft bei mir auf!
Ich war nicht in Ibiza dabei, wollte keine Staatsverträge verscherbeln. Ich habe keine Deals mit Oligarchinnen verhandelt.
Darum will Nepp nicht Teil des Systems sein
Sind Sie nicht auch Teil des Systems geworden, mit Blick etwa auf die Luxus-Miete, die Ihre Partei Strache über viele Jahre von Steuergeld gezahlt hat? Sie waren ja all die Jahre dabei.
Ich war nicht in Ibiza dabei, wollte keine Staatsverträge verscherbeln. Ich habe keine Deals mit angeblichen Oligarchinnen verhandelt, war nicht auf Jachten mit Multimillionären. Ich habe mich immer um das Wiener Tagesgeschäft gekümmert. Sobald ich die Verantwortung hatte, habe ich die Mietzahlungen gestoppt.
Wie wohnen Sie eigentlich?
Ich wohne mit meiner Familie, unserem Hund und zwei Hamstern in einer Mietwohnung im 18. Bezirk. Und die Miete zahle selbstverständlich ich selber.
Was machen Sie, wenn mit der Politik Schluss ist?
Ich war ja nie Berufspolitiker. Ich war immer im Unternehmen. Wir haben ein Papierfachgeschäft. Das führt jetzt meine Frau. Ich wollte nie von der Politik abhängig sein. Gerade weil ich finanziell unabhängig bin, habe ich mir auch innerparteilich nie ein Blatt vor den Mund genommen.
Gerade weil ich finanziell unabhängig bin, habe ich mir auch innerparteilich nie ein Blatt vor den Mund genommen.
Nepp will kein Berufspolitiker sein
Da Sie Finanzen ansprechen: Ihre Partei hat Gold in einer Tiroler Pension gebunkert. Kaufen Sie privat auch Gold ein?
Ich sammle für meine Töchter zum Geburtstag eine kleine Goldmünze, ja.
Haben Sie einen Tipp für den Goldkauf?
Ich glaube, jetzt ist der Preis hoch. Wer etwas hat, sollte vielleicht verkaufen.
Haben Sie den FPÖ-Goldschatz auch verkauft oder lagert er noch im Tiroler Tresor?
Das bleibt ein Geheimnis.
Im Magazin „Biber“ gibt es ein „Interview in Zahlen“. Sie hatten nie das Vergnügen. Ich möchte Ihnen die Standardfrage stellen: Es gibt 100 Meter links der Mitte und 100 Meter rechts davon. Wie viele Meter rechts stehen Sie?
45 Meter.
Wie viele Meter rechts steht Gernot Blümel?
Minus 10.
Und HC Strache?
Der steht neben der Spur.
Wie viele Bekannte haben Sie, die an Corona erkrankt sind?
Zwei.
Trotzdem weigern Sie sich, den schützenden Mund-Nasen-Schutz zu tragen, außer Sie müssen an gesetzlich vorgeschriebenen Orten. Sind Sie so ein Maskengegner?
Zu 100 Prozent. Außer in Gesundheitseinrichtungen.
Während Corona wurde Home-Schooling für viele Familien zur großen Belastung. Wer hat sich bei Ihnen darum gekümmert, Sie oder Ihre Frau?
Home-Schooling ist ein Chaos und eine Katastrophe. Es ist eine Strapaze für die Familie und meistens bleibt es an den Frauen hängen. Es funktioniert nicht! Ich konnte meiner Frau viel abnehmen. Ich habe mit den Kindern wieder dividieren neu lernen müssen, nämlich durch einen zweistelligen Divisor. Da erinnert man sich wieder an Rechentricks vor dem Taschenrechner.
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