Flucht oder Haft?

Rätseln um Verbleib von Lukaschenko-Gegnerin

Ausland
08.09.2020 09:23

Über den Verbleib der weißrussischen Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa gibt es widersprüchliche Berichte. Zunächst hatten weißrussische Behörden mitgeteilt, sie habe das Land verlassen und halte sich in der Ukraine auf. Dann hieß es wiederum, Kolesnikowa sei an der Grenze zur Ukraine festgenommen worden.

Sie habe in der Nacht versucht, die Grenze zu überqueren. Zwei weiteren Mitgliedern des oppositionellen Koordinierungsrates, die Kolesnikowa begleiteten, sei der Grenzübertritt gelungen. „Kolesnikowa selbst ist derzeit in Gewahrsam“, sagte ein Sprecher des Grenzschutzes. Zuvor hatte es noch geheißen, Kolesnikowa sei kurz festgenommen worden und konnte dann allerdings die Grenze passieren.

Die weißrussische Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa (Bild: AFP)
Die weißrussische Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa
Die weißrussische Oppositionsführerin Maria Kolesnikowa bei einer Demonstration in Minsk (Bild: AP/Dmitri Lovetsky)
Die weißrussische Oppositionsführerin Maria Kolesnikowa bei einer Demonstration in Minsk

Von Unbekannten entführt?
Kolesnikowa war am Wochenende verschwunden, ihr Aufenthaltsort war immer unklar. Der von der weißrussischen Opposition gegründete Koordinierungsrat hatte mitgeteilt, sie sei zusammen mit einem Sprecher und einem Mitarbeiter „von Unbekannten im Zentrum von Minsk entführt“ worden. Ihr Verschwinden sowie mehr als 630 Festnahmen bei erneuten Massenprotesten gegen Staatschef Alexander Lukaschenko am Wochenende riefen international Empörung hervor.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hatten am Montag von den weißrussischen Behörden Aufklärung über den Aufenthaltsort der Oppositionellen sowie ihre Freilassung gefordert.

Proteste gegen Lukaschenko
Seit der umstrittenen Präsidentschaftswahl am 9. August demonstrieren die Menschen in Weißrussland gegen den seit 26 Jahren autoritär regierenden Lukaschenko. Sie werfen der Regierung massiven Betrug bei der Wahl vor, die Lukaschenko nach offiziellen Angaben mit 80 Prozent der Stimmen gewonnen hatte. Dabei lassen sie sich auch von der Gewalt der Sicherheitskräfte nicht abschrecken.

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