Manche Katastrophen kommen mit einem Knall, andere langsam und leise. Wie im niederösterreichischen Sommerein. Dort bewegt sich die Erde. Viele Wohnhäuser müssen aufwendig saniert werden. Geld gibt es aber weder vom Staat noch von Versicherungen! Weil es sich nicht um eine Katastrophe handelt …
Zunächst waren die Risse im Haus von Andreas L. (Name von der Redaktion geändert) nur marginal. Mittlerweile lassen sich die Türen nicht mehr schließen und die Fenster nicht öffnen. Die Risse im Mauerwerk sind zentimeterbreit. Nachts gibt das Haus manchmal so laute Geräusche von sich, dass man aus dem Schlaf gerissen wird. „Nicht nur wir brauchen in der Nacht Beruhigungsmittel. Die psychische Belastung ist groß. Niemand weiß, wie es weitergeht und ob wir hier wohnen bleiben können“, schildert Herr L.
Auch Engelbert T. ist verzweifelt. Er und seine Frau haben 1992 ein barrierefreies Haus für die von Geburt an behinderte Tochter gebaut. Das sollte auch ihre Absicherung sein.
Wie und vor allem mit welchem Geld saniert werden soll, diese Frage quält auch die Dutzenden anderen Betroffenen. Nicht an allen Häusern sind die Schäden so massiv. Alle vereint jedoch, dass sich sowohl die Hausversicherungen als auch der Katastrophenfonds der Republik abputzen. Als Begründung muss ein Gutachten herhalten, das die Gemeinde in Auftrag gegeben und bezahlt hat, um die Ursache für die immer häufiger auftretenden Schäden zu ergründen.
Keine Hilfe bei vertikalen Bodenbewegungen
Die Experten kamen zum Schluss, dass sich der Boden im betroffenen Gebiet hebt und senkt. Schuld daran sind auch der Klimawandel und der sinkende Grundwasserspiegel wegen des ausbleibenden Niederschlags. Durchaus eine Katastrophe, aber halt nicht im Sinne des Gesetzes.
Denn auf Anfrage der Ombudsfrau an das zuständige Finanzministerium hieß es, das Gesetz sehe Hilfeleistungen zwar bei einem Erdrutsch, nicht aber bei vertikalen Bodenbewegungen vor. Die Bewertung durch das Land Niederösterreich, dass eben kein Erdrutsch vorliege, sei nachvollziehbar. Das Gutachten schließt Schollenbewegungen jedenfalls nicht aus. Dieser Umgang mit Opfern einer Katastrophe ist katastrophal!
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.