Proband erkrankt

Studie mit Corona-Impfstoff musste gestoppt werden

Wissenschaft
09.09.2020 10:16

Die Hoffnung, bereits in wenigen Monaten einen wirksamen Corona-Impfstoff zu haben, bekommt einen deutlichen Dämpfer. Da schwerwiegende Nebenwirkungen bei einem Probanden in Großbritannien aufgetreten waren, musste die Studie des Pharmakonzerns AstraZeneca vorübergehend gestoppt werden. Auch Österreich soll diesen Impfstoff nach erfolgter Zulassung bekommen.

Der in Spätstudien befindliche Impfstoffkandidat des Pharmakonzerns AstraZeneca galt als einer der aussichtsreichsten, um schon bald in Produktion zu gehen. Österreich bekommt über einen EU-Vertrag mit AstraZeneca sechs Millionen Dosen, hieß es erst vor wenigen Tagen von der Bundesregierung. 

Der Standard-Prozess hat eine Impfpause ausgelöst“
Doch die nun aufgetretenen Probleme werden wohl Verzögerungen bringen. Wie die auf gesundheitliche Themen spezialisierte Webseite „Stat News“ am Dienstag unter Berufung auf eine Sprecherin des Unternehmens berichtete, musste nach Auftreten der Nebenwirkungen die Studie vorübergehend ausgesetzt werden: „Der Standard-Prozess hat eine Impfpause ausgelöst, um die Überprüfung der Sicherheitsdaten zu ermöglichen“, hieß es. Es sei jedoch lediglich eine „Routinemaßnahme“.

AstraZeneca werde die Untersuchung beschleunigen, damit sich das Zulassungsverfahren für den Impfstoff so wenig wie möglich verzögere, hieß es weiter. Bei der Überprüfung geht es letztlich darum festzustellen, ob die gesundheitlichen Probleme vom Impfstoff ausgelöst wurden. Während des Stopps sollen keine weiteren Studienteilnehmer geimpft, aber bisher geimpfte Personen weiterhin beobachtet werden. Unterbrechungen der klinischen Prüfungen von möglichen Impfstoffen sind nicht ungewöhnlich. Dennoch ist es mutmaßlich das erste Mal, dass dies bei den Tests für einen Corona-Impfstoff geschah.

(Bild: stock.adobe.com)

Auswirkungen aufs Rückenmark?
Bei den von AstraZeneca nicht näher genannten gesundheitlichen Problemen handle es sich um einen Einzelfall, betonte das Unternehmen mehrfach. Die „New York Times“ berichtete unter Berufung auf eine informierte Person, dass es bei dem gesundheitlichen Problem um Transverse Myelitis gehe - eine Entzündung, die das Rückenmark treffe und von Vireninfektionen ausgelöst werden könne. 

Der von AstraZeneca hergestellte Wirkstoff „AZD1222“ beruht auf der abgeschwächten Version eines Erkältungsvirus von Schimpansen und soll das Immunsystem auf Trab bringen, damit es SARS-CoV-2 im Falle einer Infektion unschädlich machen kann. „AZD1222“ befindet sich in Großbritannien, Brasilien und Südafrika in späten klinischen Studien und gilt als einer der führenden Kandidaten bei der Entwicklung einer wirksamen Impfung gegen das neuartige Coronavirus.

(Bild: AFP)

Sicherheit hat Vorrang
Die Sicherheit des Impfstoffes steht jedenfalls an erster Stelle, wie erst am Dienstag von allen Pharma- und Biotech-Unternehmen, die gerade mit der Entwicklung eines Impfstoffes betraut sind, betont wurde. Die Zulassung eines Impfstoffs werde erst beantragt, wenn Verträglichkeit und Wirksamkeit mit einer rigorosen klinischen Studie der Phase drei demonstriert worden seien. Dies gelte sowohl für eine reguläre Zulassung als auch für eine mögliche Notfallgenehmigung, hieß es. Auch die WHO sieht die Sicherheit des Impfstoffs als oberste Priorität, wie sie am Mittwoch mitteilten. „Nur weil wir über Geschwindigkeit sprechen ... heißt das nicht, dass wir anfangen, Kompromisse einzugehen oder Abkürzungen zu nehmen.“

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