13.000 nun obdachlos

Großbrand in Moria offenbar gezielt gelegt

Ausland
09.09.2020 18:32

„Moria gibt es nicht mehr“, erklärt der Vize-Gouverneur der Insel Lesbos nach dem fatalen Flammeninferno im größten Flüchtlingscamp Griechenlands. Behörden gehen nach einer ersten Einschätzung von Brandstiftung aus - die griechische Regierung erklärte den Ausnahmezustand für die gesamte Insel und sandte zusätzliche Polizeikräfte, um die Ordnung aufrechtzuerhalten. Obwohl bereits erste Zelte für die Unterbringung arrangiert werden konnten, ist die Zukunft der fast 13.000 Insassen noch völlig unklar. Während die EU Hilfe zusagt, ist Österreich weiterhin nicht bereit, Geflüchtete aus Griechenland aufzunehmen.

Während die Migranten in den Trümmern nach ihren Besitztümern suchten und versuchten, sich notdürftige Unterkünfte auf den nahe gelegenen Feldern zu errichten, kündigte der stellvertretende griechischen Migrationsminister George Koumoutsakos an, dass 3000 Betroffene vorübergehend in Zelten untergebracht werden können.

Nach dem verheerenden Feuer im Flüchtllingscamp suchen Betroffene nach ihren Habseligkeiten. (Bild: AFP/Anthi PAZIANOU)
Nach dem verheerenden Feuer im Flüchtllingscamp suchen Betroffene nach ihren Habseligkeiten.

Brand wohl gelegt
Während die genaue Ursache der Brände, die kurz nach Mitternacht ausbrachen, noch unklar ist, deuten erste Untersuchungen der Behörden darauf hin, dass sie gezielt gelegt wurden. „Es gab nicht nur ein, sondern viele Feuer im Lager“, erklärt der Feuerwehrchef der nördlichen Ägäis gegenüber dem staatlichen Fernsehsender ERT TV. Migranten sollen zudem während der Löscharbeiten Steine auf Feuerwehrleute geworfen haben.

Lager vollkommen überfüllt
NGOs kritisierten immer wieder die katastrophalen Zustände in den griechischen Flüchtlingscamps und sprachen von einer „Schande für die europäischen Werte“. Moria ist mit mehr als 12.700 Asylsuchenden völlig überfüllt - ausgelegt war das Lager für rund 2800 Menschen.

Die Corona-Infektionen scheinen der Funke gewesen zu sein, der die Situation explodieren ließ. Die Insassen durften das Lager seit vergangener Woche nicht mehr verlassen, die Lage war zunehmend angespannt. So kam es am Dienstagabend nach Angaben der Nachrichtenagentur ANA zu Protesten von Bewohnern, die sich gegen die Quarantäne-Maßnahmen wehrten.

Appell von Hilfsorganisationen
Weitere Kritik an der Lage kommt von Ärzte ohne Grenzen. Man habe wiederholt auf die furchtbare Situation auf den Inseln hingewiesen. „In Moria wurden und werden Menschenrechte mit Füßen getreten“, erklärt Präsidentin Margaretha Maleh. Auch der Generalsekretär der Caritas, Andreas Knapp, fordert eine „gemeinsame europäische Lösung“.

Migranten ein „europäisches Problem“
Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis kritisiert in einer Aussendung die „Haltung einiger Migranten“. Er erkenne die „schwierigen Umstände an“, diese dürften jedoch nicht „zum Alibi für gewalttätige Reaktionen auf Gesundheitschecks“ werden. Man habe nach dem Brand bereits alle unbegleiteten Kinder von der Insel gebracht und den Ausnahmezustand für ganz Lesbos verhängt und schicke zusätzliche Polizisten.

Griechenlands Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis (Bild: AP, AFP, krone.at-Grafik)
Griechenlands Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis

Gleichzeitig erinnert Mitsotakis auch an die europäische Verantwortung in der Migrationsfrage. „Griechenland trägt bereits eine hohe Last“, so der Regierungschef. Griechenland habe seinen Staatsapparat sofort mobilisiert - man versuche nun, ausreichend Zelte für alle Betroffenen zu organisieren.

Innenminister Nehammer und Außenminister Schallenberg (beide ÖVP) lehnen die Aufnahme von Migranten aus Griechenland weiter strikt ab. (Bild: APA/Herbert Pfarrhofer)
Innenminister Nehammer und Außenminister Schallenberg (beide ÖVP) lehnen die Aufnahme von Migranten aus Griechenland weiter strikt ab.

Österreich bekräftigt Nein zur Aufnahme
Österreichs Bundesregierung bleibt trotz des Brandes weiterhin beim strikten Nein zur Aufnahme von Migranten aus Griechenland und setzt weiterhin auf Hilfe vor Ort. Indessen sagte die EU bereits Hilfe zu. „Wir stehen mit den Mitgliedsstaaten bereit zu helfen“, erklärt Kommissionschefin von der Leyen. Auch das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR arbeitet bereits an einer vorübergehenden Lösung zur Unterbringung.

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