„Beinahe kriminell“
Corona-Verharmlosung: Trump schwer in Bedrängnis
Trumps Verhalten sei „beinahe kriminell“, wettert dessen Herausforderer im Kampf um das Weiße Haus, Joe Biden, nachdem bekannt geworden ist, dass der US-Präsident die Gefahr durch das Coronavirus bewusst verharmlost hat. Während Trump erklärt, er habe keine Panik verbreiten wollen, machen seine Gegner ihn jetzt für den Tod Zehntausender Amerikaner verantwortlich.
Zwischen vergangenem Februar und März hatte Trump dem wohl bekanntesten US-Journalisten, dem Watergate-Aufdecker Bob Woodward, insgesamt 18 Interviews für dessen demnächst erscheinendes Buch „Wut“ gegeben. Jetzt wurden Auszüge aus den Tonbandaufnahmen bekannt.
Trump: Corona „tödlicher als schwere Grippe“
„Das ist tödliches Zeug“, so Trump; Menschen müssten nicht erst Kontaktflächen angreifen, um sich anzustecken. „Man atmet einfach Luft ein, und das ist, wie es sich überträgt.“ Die Krankheit sei auch „tödlicher“ als eine schwere Grippe, an der pro Jahr bis zu 30.000 Amerikaner sterben. In der Öffentlichkeit erklärte Trump damals mehrfach, dass die Sterberate durch das Coronavirus geringer sei als bei einer herkömmlichen Grippe.
Nur wirtschaftliche Interessen?
Trumps Herausforderer Joe Biden bezeichnete Trumps Verhalten als „abscheulich“. Trump habe das amerikanische Volk über das Virus belogen, erklärte er. Dadurch seien Menschen gestorben: „Er wusste, wie tödlich es ist, und hat es gezielt heruntergespielt.“
Dabei sei es Trump darum gegangen, vor allem „sicherzustellen, dass der Aktienmarkt nicht einbricht, damit seine reichen Freunde kein Geld verlieren“. Trump habe vor dem Virus kapituliert, so Biden: „Er hat überhaupt nichts getan.“
„Unglaubliches geleistet“
Der US-Präsident verteidigte sein damaliges Vorgehen. In einem TV-Interview sagte er: „Ich bin ein Cheerleader für dieses Land, und ich will keine Panik sehen.“ Als Präsident trage er eine besondere Verantwortung: „Ich bin der Anführer dieses Landes, ich kann nicht auf und ab springen und die Menschen verängstigen.“
Er betonte, er habe frühzeitig einen Einreisestopp für Reisende aus China und der EU erlassen und damit viele Menschenleben gerettet: „Wir haben unglaubliche Arbeit geleistet“, meint Trump gewohnt selbstbewusst.
Auch Kritik an Woodward wird laut
Das sahen damals nicht alle so, wie aus einer Passage von Woodwards Buch hervorgeht. So sei der damalige Verteidigungsminister James Mattis in die Nationalkathedrale in Washington gegangen, um zu beten, weil er sich Sorgen um das Schicksal des Landes unter der Führung von Donald Trump machte.
Neben US-Präsident Trump muss sich auch der Autor Bob Woodward den Vorwurf gefallen lassen, nichts unternommen zu haben. Statt das Interview gleich zu veröffentlichen und die Amerikaner damit zu sensibilisieren, wartete er fast sieben Monate, bis er damit jetzt – 195.574 Todesopfer später – einen Wahlkampfknüller landen konnte.
Christian Hauenstein, Kronen Zeitung
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